London - Die derzeitigen Unruhen in Großbritannien wirken sich bereits massiv auf den Sportbetrieb des Landes aus. So musste am Dienstag das für Mittwoch im Londoner Wembley-Stadion geplant gewesene Fußball-Länderspiel zwischen England und den Niederlanden abgesagt werden, auch vier Liga-Cup-Partien werden aufgrund der Ausschreitungen in London, Bristol und Liverpool nicht ausgetragen.

"Mit großem Bedauern" gab der englische Verband (FA) die Absage des Schlagers gegen die Niederlande bekannt. Aufgrund der aktuellen Sicherheitslage werden zahlreiche Polizisten in den betroffenen Stadtteilen benötigt, womit die Sicherheit im Wembley-Stadion nicht gewährleistet ist.

FA-General-Manager Franco Baldini zeigte sich gegenüber der BBC zerknirscht. "Wir sind enttäuscht - aber vor allem aufgrund dessen, was gerade in London passiert. Der Rest ist nicht so wichtig." Der niederländische Verbands-Generaldirektor Bert van Oostveen hatte für die Entscheidung Verständnis. "Die Exekutive konnte nicht für die Sicherheit unserer Spieler und Fans garantieren."

Auch England-Verteidiger Rio Ferdinand begrüßte via Twitter die Vorgehensweise von FA und Exekutive. "Wer will ein Fußball-Spiel sehen, wenn sich unser Land im Chaos befindet?", fragte sich der Verteidiger von Manchester United.

Ebenfalls abgesagt wurde das Freundschaftsspiel zwischen Ghana und Nigeria. Die Partie hätte am Dienstag-Abend in Watford, einer Kleinstadt mit 80.000 Einwohnern rund 30 Kilometer nordwestlich der britischen Hauptstadt, stattfinden sollen.

Liga-Cup ebenfalls betroffen

Nicht ausgetragen werden außerdem gleich vier Liga-Cup-Partien. Charlton - Reading, West Ham - Aldershot, Crystal Palace - Crawley Town und Bristol City - Swindon fielen den Ausschreitungen zum Opfer. Mittlerweile scheint auch schon der Premier-League-Start am kommenden Wochenende gefährdet. Laut BBC gibt es Gespräche zwischen den Liga-Verantwortlichen und der Polizei über eine Verschiebung des Spiels Tottenham - Everton, für eine endgültige Entscheidung sei es allerdings nur noch zu früh.

Durch die Ausschreitungen in London sah sich ein Jahr vor den Sommerspielen auch das Nationale Olympische Komitee Großbritanniens (BOA) genötigt, alle Bedenken im Hinblick auf Olympia zu zerstreuen. BOA-Kommunikationsdirektor Darry Seibel betonte gegenüber Sky Sport, es gebe keinen besseren Austragungsort als London. "Das ist keine Reflexion von London, sondern eine Reflexion der Welt, in der wir leben", behauptete Seibel und betonte gleichzeitig, keine Angst vor der Zerstörung diverser Sportstätten zu haben.

Gleichsam als Olympia-Generalprobe laufen derzeit in der Wembley-Arena die Badminton-WM mit dem Österreicher Michael Lahnsteiner - der von den Ausschreitungen laut eigenen Angaben nichts mitbekommen hat - und beim Buckingham Palace eine Exhibition der Beach-Volleyball-Damen. Einen Steinwurf entfernt soll am Sonntag ein Testrennen auf dem olympische Rad-Kurs, der über 140 Kilometer von London nach Surrey und wieder zurück führt, gestartet werden. Als Teilnehmer sind unter anderem Mark Cavendish (GBR) oder Tom Boonen (BEL) vorgesehen. (APA)