Bild nicht mehr verfügbar.

3,50 Meter aus dem Stand in die Höhe sind für Gibbons (im Bild beim Ausgleichstraining mit dem Junior) kein Problem.

Foto: AP Photo / Keystone

Wenn ab Ende August bei den Leichtathletikweltmeisterschaften in Südkorea die Weltbesten im Hochsprung ermittelt werden, dann können die Vertreter des Homo sapiens froh sein, dass einige ihrer näheren Verwandten nicht zugelassen sind. Im Vergleich zu einigen Affenarten sind Menschen einigermaßen schwache Hüpfer - und das trotz einer Weltrekordhöhe von 2,45 Metern bei den Männern und 2,09 Metern bei den Frauen.

Die absoluten Sprungstars im Reich der Säugetiere sind die Gibbons (Hylobatidae), die in Südostasien leben. Die baumbewohnenden Primaten, von denen es rund 15 Unterarten gibt, bilden die kleine Schwestergruppe der (Großen) Menschenaffen, erreichen eine Kopfrumpflänge von bis zu 90 Zentimetern und werden nur bis zu 13 Kilogramm schwer.

 

Beeindruckend: Bewegungsstudie eines Gibbons (Quelle: YouTube)

Gibbons verfügen als einzige Tierart über die Fortbewegungsform des Schwinghantelns, die sogenannte Brachiation, die sich ihren extrem langen Armen verdankt. Damit können sie mit einem Schwung schon einmal drei Meter weit kommen. Aus Beobachtungen ist aber auch bekannt, dass die Tiere unter dem Blätterdach des Regenwalds locker zehn Meter horizontal von Baum zu Baum überwinden können (zum Vergleich: Der Weitsprungweltrekord bei den Menschen liegt bei knapp neun Metern, allerdings mit Landung auf den Füßen).

Nun hat ein britisch-belgisches Biologenteam die athletischen Fähigkeiten der Kleinen Menschenaffen genauer unter die Lupe genommen und einige erstaunliche Entdeckungen gemacht: So beobachteten die Forscher um Anthony Channon, dass Gibbons aus dem Stand über 5,20 Meter weit sprangen. Wenn man ihre Absprungenergie nimmt, dann kämen die Tiere locker auf 3,50 Meter Höhe - aus dem Stand.

In der aktuellen Ausgabe der "Biology Letters" der Royal Society lösten die Forscher die biomechanischen Rätsel hinter dieser einzigartigen Rekordleistung. Gibbons können sich bei dieser einen Sprungbewegung auf bis zu 8,3 Meter pro Sekunde beschleunigen und bringen es mit 35,4 Joule pro Kilogramm auf die höchste je im Tierreich gemessene biomechanische Energieleistung.

Von entscheidender Bedeutung sind dabei jedoch nicht nur die kräftigen Beine, sondern vor alle die langen, schweren Arme zur zusätzlichen Beschleunigung. Den Trick hatten übrigens auch schon die alten Griechen beim Standweitsprung heraußen. Mit Gewichten in der Hand steigerten sie ihre Sprungleistung um rund fünf Prozent. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 10. 8. 2011)