"Österreicher entdecken die Welt" von Hanne Egghardt, Styria Verlag, 256 Seiten, 24,95 Euro

Coverfoto: Styria

Wien - Die Erkundung der Erde wird kaum jemals mit den Namen von Österreichern in Verbindung gebracht - teilweise zu Unrecht: Das zeigt das neue Buch "Österreicher entdecken die Welt", in dem Hanne Egghardt die verwehten Spuren zahlreicher aus dem Gebiet der Monarchie stammender Forscher und Abenteurer freilegt, deren Neugierde sie in eine für sie damals unbekannte Welt hinausgetrieben hat.

Es ist ja nicht so, dass der österreichische Entdeckergeist gar nichts zu bieten hat: Die Schrecken des Eises und der Finsternis bei der österreichisch-ungarischen Nordpolar-Expedition (1872-1874) sind wohl auch dank literarischer Aufarbeitung durch Christoph Ransmayr einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Und damit auch die Namen Julius von Payer und Carl Weyprecht, unter deren Leitung das vom Eis eingeschlossene Schiff "Admiral Tegetthoff" zufällig bis "Franz-Joseph-Land" driftete. Auch von der Novara-Expedition, die Weltumsegelung unter der Flagge der österreichischen Kriegsmarine 1857-1859, hat man schon gehört. Die Namen der Besatzung aber sind schon verblasst, etwa jener des wissenschaftlichen Leiters der Expedition, Karl von Scherzer, der in dem Buch ebenso neu "entdeckt" werden kann wie sein Besatzungskollege Ferdinand von Hochstetter, der monatelang Neuseeland erforschte.

Vom Sammel- zum Wandertrieb

Es mag viele unterschiedliche persönliche Motive für Entdeckungsreisende gegeben haben. Das Buch zeigt aber, dass sehr oft Sammelleidenschaft ausschlaggebend war: einerseits jene der Habsburger, die etwa schon Jahre vor der "Novara" mit der Brasilien-Expedition die größte jemals von Österreich geplante Forschungsreise durchführen ließen. Johann Baptist Emanuel Pohl und Johann Baptist Natterer sammelten dabei 150.000 Objekte in Brasilien, die in dem bereits restlos überfüllten habsburgischen "Naturaliencabinet" gar keinen Platz mehr fanden.

Eine Sammelleidenschaft ganz anderer Art pflegten die Jesuiten, die bei ihren missionarischen Aktivitäten in Asien und Südamerika möglichst viele Seelen "sammeln" wollten. Das führte zu abenteuerlichen Unternehmungen und erstaunlichen Pionierleistungen einzelner Mitglieder des katholischen Ordens im 17. Jahrhundert: So durchquerte Johannes Gruber auf der vom Papst angeordneten Suche dem Landweg nach China als erster Europäer Tibet, Martin Martini gelang die erste genaue kartographische Darstellung Chinas, Christian Wolfgang Haerdtrich verfasste das erste chinesisch-lateinische Wörterbuch. Georg Joseph Kamel, ebenfalls ein Jesuit, studierte 18 Jahre lang die Pflanzenwelt der Philippinen. Carl von Linne verewigte seinen Namen, indem er eine Pflanzengattung aus der Familie der Teestrauchgewächse nach dem Pater benannte: die Kamelien.

Bemerkenswert auch die Geschichte Christoph Carl Fernberger von Egenbergs, der Anfang des 17. Jahrhunderts als erster Österreicher die Welt umsegelte. Die in Wien als Dolmetscherin, Übersetzerin und Autorin arbeitende Hanne Egghardt hat für ihr Buch eine Fülle österreichischer Forscher und Abenteurer ausgegraben und ihnen damit ein wenig ihres verblassten Ruhms zurückgegeben. (APA/red)