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Schmied will, dass die PHs die Hauptrolle bei der Lehrerausbildung spielen. Für Wissenschaftsminister Töchterle ist es "nur logisch", dass diese Aufgabe die Unis übernehmen.

Foto: apa/Schlager/Techt

Einen "Beauty-Contest" hat sich Unterrichtsministerin Claudia Schmied gewünscht. Den wird sie aller Voraussicht nach nun auch bekommen. Pädagogische Hochschulen (PHs) und Universitäten wollen beide die Verantwortung für die Lehrerausbildung nicht aus der Hand geben.

Die Arbeitsgruppe für die neue Ausbildung von Pädagoginnen und Pädagogen hat vorgeschlagen, alle Lehrer für 0- bis 19-Jährige künftig gemeinsam ausbilden zu lassen. Derzeit teilen sich diese Aufgabe die Bildungsanstalten für Kindergartenpädagogik (BAKIP), die PHs und die Universitäten. Diese unterschiedliche Ausbildung für Pädagogen soll bald der Vergangenheit angehören. Wer das Angebot eines einheitlichen Studiums übernehmen soll - Universitäten oder PHs - das haben Schmied und ihre Arbeitsgruppe offengelassen. Nach dem Motto "möge der bessere gewinnen" sollen sich die Unis und PHs nun einigen, wer die Verantwortung für die Lehrerausbildung übernimmt. Der Konkurrenzkampf ist eröffnet.

Schwächen auf beiden Seiten

"Beide Institutionen haben Schwächen", erklärt der stellvertretende Leiter der Vorbereitungsgruppe für die "PädagagogInnenbildung Neu", Roland Fischer im Gespräch mit derStandard.at, warum in den Empfehlungen offengelassen wurde, wer die Lehrer-Ausbildung übernimmt. "Die Pädagogischen Hochschulen sind zu wenig wissenschaftliche und die Universitäten konzentrieren sich zu wenig auf die Pädagogenbildung", so Fischer. Der Kampf um das Studium für Lehrer soll nun mehr Engagement von beiden Seiten bringen.

"Fehlgeleiteter Ehrgeiz" der PH

Die Universitäten haben sich bereits klar positioniert. Hans Sünkel - Chef der Universitätenkonferenz (uniko) - hat vorgeschlagen die Pädagogischen Hochschulen in die Universitäten als "Schools of Education" zu integrieren. Die Verantwortung an die PHs abzugeben und sie in Universitäten umzuwandeln, kann sich der Rektorenchef nicht vorstellen, das sei "fehlgeleiteter Ehrgeiz" der PHs und würde nur zur einer "Duplizierung vorhandener Kapazitäten" führen.

"Das kann nur die Uni bieten"

Auch die Universität Wien hat angekündigt, die Lehrerausbildung übernehmen zu wollen. "Die Universität Wien ist bereits jetzt die größte Lehrerinnen und Lehrer-Ausbildungsstätte. In fast allen Fächern werden bei uns Lehrer ausgebildet", erklärt der designierte Rektor Heinz Engl der Uni Wien im Gespräch mit derStandard.at. Die LehrerInnen-Ausbildung sei in vielen Studienrichtungen auch eine zentrale Aufgabe. "Es ist ganz entscheidend, dass Lehrer auf der Universität nahe bei der Forschung ausgebildet werden", sagt Engl. An der Universität gebe es etwa eine große Palette von forschenden Historikern und Geschichtsdidaktikern, die wirklich das vermitteln könnten, was die Lehrer als Basis für den Unterricht bräuchten. "Lehrer-Ausbildung ist nicht nur Pädagogik und Didaktik, sondern vor allem auch Fachwissen auf dem letzten Stand. Das kann nur die Universität bieten", sagt der designierte Rektor. 

PH-Wien: "Das wird nicht funktionieren"

Dagmar Hackl, Rektorin der PH Wien, macht im Gespräch mit derStandard.at allerdings darauf aufmerksam, dass in Wien derzeit drei verschiedene Universitäten und zwei PHs zuständig sind. "Es wird nicht funktionieren, dass nur eine Uni alles übernimmt", glaubt sie. Hackl plädiert vielmehr dafür, dass zuerst diskutiert wird, welche Inhalte jede Institution einbringen kann und erst dann, wie man eine neue Institution für die Lehrerausbildung organisiert.

Kärnten: Ausbildung unter einem Dach

Ins selbe Horn stößt die Rektorin der Pädagogischen Hochschule Kärnten, Marlies Krainz-Dürr. "Es ist verfrüht jetzt die Institution in den Vordergrund zu stellen", sagt sie. Zuerst solle klar sein, wie genau das neue Studium für Pädagogen aussehen soll. Die jetzigen Institutionen seien dazu gezwungen, aufeinander zuzugehen. Für sie wäre in Kärnten eine Lösung, bei der die Ausbildung unter einem Dach organisiert wird, die beste. Ob schlussendliche eine Pädagogische Uni oder eine School of Education unter der Leitung der Universität Klagenfurt das Studium anbietet, müsse erst diskutiert werden.

Auch in der Steiermark konnten sich PHs und Universitäten noch nicht auf eine Lösung einigen. Hier will die Universität die Verantwortung für die Ausbildung übernehmen und die PH eingliedern. Für die PH selbst ist aber "noch nichts entschieden". In Niederösterreich gibt es keine Universität, die sich mit Pädagogen-Ausbildung beschäftigt. Der Rektor der PH-Niederösterreich will trotzdem jetzt noch nicht darüber diskutieren, wo die zukünftigen Lehrer unterrichtet werden sollen. "Es darf kein entweder oder geben. Die Expertisen der Universitäten sind unverzichtbar, aber auch die Praxisrelevanz der PHs ist wichtig", so der Rektor.

Regionale Unterschiede möglich

Der Entwurf der Vorbereitungsgruppe lässt zu, dass in unterschiedlichen Regionen die Lehrerausbildung unterschiedlich organisiert wird. Es könnte also dazu kommen, dass in Oberösterreich die Pädagogischen Hochschulen zu Universitäten werden und in Wien eine School of Education unter der Führung der Uni Wien eingerichtet wird.

Die Universitäten würden sich unterschiedlich stark für die Lehrerausbildung engagieren, manchmal gebe es nur ein schmales Segment für Pädagogen, erklärt Roland Fischer von der Vorbereitungsgruppe, warum der Entwurf es den Regionen offen lässt, wie sie das Studium organisieren. Schlussendlich würden aber das Unterrichts- und das Wissenschaftsministerium entscheiden, wer die Verantwortung tatsächlich bekommt, so der Universitätsprofessor. "Ohne Investitionen sind die Qualitätskriterien, die wir vorschlagen, nicht zu erfüllen", sagt Fischer. Im Klartext: Je nachdem welche Institution die Regierung von ihrem Konzept überzeugt, bekommt das Geld für die Umsetzung.

SPÖ und ÖVP uneinig

Ob sich Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP) und Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) auf ein Konzept einigen können, ist derzeit allerdings noch unklar. Schmied hat bereits gesagt, dass sie die Variante der Pädagogischen Universitäten bevorzugen würde. Schließlich unterstehen die PHs derzeit ihrem Ministerium. Töchterle wiederum will, dass seine Unis die Federführung übernehmen. "Eine derartige Fachausbildung auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse findet bekanntlich nur an den Universitäten statt. Das Gleiche gilt für die eng an den Fachwissenschaften zu führende Fachdidaktik", so der Wissenschaftsminister in einer Stellungnahme gegenüber derStandard.at. Es sei "nur eine logische Konsequenz", dass die Universitäten die zentrale Rolle bei der Pädagogenausbildung übernehmen. (Lisa Aigner, derStandard.at, 10.8.2011)