Jochberg - Im Rahmen von archäologischen Ausgrabungsarbeiten von Nachwuchswissenschaftern der Universität Innsbruck sind im Raum Kitzbühel Hinweise auf Bergbau im 14. und 13. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung, also in der späten Bronzezeit, gefunden worden. Bei den am Mittwoch präsentierten Ergebnissen handle es sich um die "bisher ältesten Nachweise für Bergbauspuren in Nordtirol", erklärte Gert Goldenberg, der archäologische Leiter des Projekts. Offenbar konnten in der Gemeinde Jochberg im Bezirk Kitzbühel Rückstände von Schmelzöfen und zwei Waschrinnen zur Metallgewinnung entdeckt werden.

Weitere Grabungen geplant

Laut Goldenberg würden diese und womöglich weitere Funde analysiert, um sie "exakt datieren" zu können. Mit Ergebnissen sei im Frühjahr 2012 zu rechnen. Noch rund zwei Wochen werde ein sechsköpfiges Forschungsteam Grabungen auf möglichen Aufbereitungsarealen in der Größe von rund drei mal fünf Meter durchführen. Außerdem soll durch laufende Geländebegehungen und Ausgrabungen die Struktur des Bergbaureviers mit Abbauplätzen, Verhüttungsanlagen und den dazugehörigen Siedlungen aufgeklärt werden. In der Zeit der Prähistorik sind laut Goldenberg nur Kupfererze abgebaut worden. Im Gegensatz dazu seien in der Zeit der überlieferten Historik Silber und Kupfer gewonnen worden.

Goldenberg kündigte an, dass sich das Wissenschafterteam im nächsten Jahr die ebenfalls in der Nähe von Kitzbühel gelegene Gemeinde Aurach vornehmen werde. Kitzbühel selbst werde man "vielleicht im dritten Jahr" archäologisch bearbeiten. Auch im Südtiroler Klausen werde man im Sommer 2012 in Zusammenarbeit mit dem Naturmuseum in Bozen einen "mineralogischen Schwerpunkt mit begleitenden archäologischen Ausgrabungen" legen, sagte der Archäologe.

Bronzezeitlicher Technologietransfer

Das Bergbaurevier Kitzbühel stelle jedenfalls möglicherweise durch seine Lage zwischen dem Revier Schwaz/Brixlegg im Inntal und dem Mitterbergrevier in Salzburg "eine wichtige Brücke im Technologietransfer" dar. "Das Know-how in der Kupfergewinnung hat sich im Laufe der Jahrhunderte über die Ostalpen verbreitet", erklärte Goldenberg. Die Untersuchungen im Raum Kitzbühel würden daher dazu beitragen, die Montanlandschaft in der Bronzezeit insgesamt besser zu verstehen.

Bei diesen Forschungen handelt es sich laut Angaben der Universität Innsbruck um ein Projekt des universitären Forschungszentrums HiMAT, das von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften mit über 450.000 Euro gefördert werde. Neben der archäologischen Untersuchung des prähistorischen Bergbaus arbeiten weitere Nachwuchswissenschafter die Bestände des Kitzbüheler Stadtarchivs zum Thema Bergbau auf, untersuchen die Auswirkungen des Bergbaus auf die Vegetationsgeschichte der Region und fassen anschließend alle Daten in einer Datenbank zusammen und stellen sie räumlich dar. (APA/red)