Vor der Generalswahl hatte Bewerber Christian Wehrschütz eine Sorge: "Europas Balkanisierung schreitet weit schneller voran als die Europäisierung des Balkans." Er kennt den Balkan wie die Freiheitlichen.
Tags darauf will FP-Manager Harald Vilimsky den blauen ORF-Stiftungsrat balkanisch "abziehen", weil er gegen Parteilinie ORF-Chef Alexander Wrabetz wählte. Stiftungsräte sind unabhängig, weisungsfrei, nicht "abzuziehen".
Hätte nicht derselbe Vilimsky gerade bei rotem Zugriff den Einfluss von Parteisekretariaten als "bedenklich" für die Medienfreiheit identifiziert: Man könnte Vilimsky fast verstehen – er kennt halt nichts anderes als schamlosen Umgang mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk.
Der Chef der roten Stiftungsräte rühmt sich "häufiger" Telefonate mit dem ORF-General über Gäste von TV-Debatten. Der lässt Direktoren abwählen, wenn sie gegen rote Besetzungswünsche protestieren. VP-Räte wählen für ORF-Jobs doch den stets bekämpften General mit. Orange Politiker sind stolz, was sie herausholten. Auch Blau bekommt Jobwünsche erfüllt. Grün stimmt im ORF auch für künftige Regierungsbeteiligung mit. Und mancher Rat hofft selbst auf einen ORF-Direktorenjob. "Eine Hand wählt die andere", schrieb die Frankfurter Allgemeine zur ORF-Wahl.
Wenn Parteien ihr Fernsehen wollen, sollen sie es auf eigene Rechnung betreiben. Dafür können sie gerne das Verbot im Gesetz über Privatfunk aufheben. (DER STANDARD; Printausgabe, 11.8.2011)