Frankfurt/Zürich/Rom - Dass die USA Israel offiziell zugesichert haben, die Einwände gegen den Nahost-Friedensfahrplan zu berücksichtigen, wird am Sonntag von mehreren europäischen Zeitungen kommentiert.

"Frankfurter Allgemeine Zeitung":

"Der israelische Ministerpräsident will seinem Kabinett den internationalen Friedensplan zur Zustimmung vorlegen. Voraussetzung dafür war aber eine Erklärung des Weißen Hauses, in der Präsident Bush die israelischen Einwände gegen den Plan entgegen nimmt und bestätigt, dass sie bei seiner Verwirklichung 'berücksichtigt' werden. Dafür will Israel den Plan 'im Grundsatz' gutheißen. Sharon will mit dieser Erklärung das Kabinett hinter sich sammeln, in dem es bisher keine Mehrheit für den Plan des 'Nahost-Quartetts' gibt, das die Region in drei Phasen bis 2005 zur Zwei-Staaten-Lösung führen will. Israel hatte in 14 Einwendungen zum Beispiel gefordert, die Palästinenser müssten auf das Rückkehrrecht der Flüchtlinge verzichten. Das aber lehnte Washington ab."

"Neue Zürcher Zeitung":

"Sharon rechtfertigte bisher seine Verzögerungstaktik mit der Rücksichtnahme auf den ultranationalistischen Flügel in seiner Koalition, der jede territoriale Preisgabe ebenso ablehnt wie den Grundgedanken einer Zwei-Staaten-Lösung im historischen Mandatsgebiet Palästina. In diesem Punkt stimmen die schärfsten Hardliner in Israel - und deren nicht unbedeutende Lobby in den USA - übrigens mit der extremistischen Hamas überein: Beide Seiten wollen nichts von der Koexistenz zweier Staaten wissen. Sie wollen über ganz Palästina die Macht ausüben, natürlich unter verschiedenen religiösen und ideologischen Vorzeichen. (...) Sollte Bush sich für ein stärkeres persönliches Engagement im Nahost-Konflikt entscheiden, so ließe er sich zwar, wie alle seine Vorgänger erfahren haben, auf ein ziemlich unberechenbares Abenteuer ein. Doch der Irak-Krieg sollte ja nach Ansicht einiger seiner Befürworter auch die Entwirrung des israelisch-palästinensischen Knotens voranbringen. Deshalb würde Bush der eigenen Glaubwürdigkeit schaden, wenn er das Feld einseitig denjenigen Akteuren überließe, die den neuen Friedensfahrplan schon in der Anfangsphase zu hintertreiben versuchen."

"La Repubblica":

"Ariel Sharon gegen die 'Falken'. Es handelt sich um einen ungewöhnlichen Kampf, der sich da in Jerusalem entwickelt, wenn Sharon von seiner Regierung verlangt, dass sie dem Fahrplan zustimmt, diesem neuen internationalen Friedensplan, der von der Palästinenserführung bereits gebilligt wurde, aber eben noch nicht von der Regierung in Israel. Vielleicht zum ersten Mal, seit Sharon an der Macht ist, befindet sich der Liebling der nationalen Rechten in einer Situation, in der er seine eigene Basis gegen sich hat." (APA/AFP/dpa)