Wien - Österreichs Finanzminister Karl-Heinz Grasser will sich nicht vorstellen, dass der hohe Eurokurs das Wachstum bremsen und auch Probleme für sein Budget bringen könnte. Die starke Aufwertung der Gemeinschaftswährung gegenüber dem US-Dollar in den vergangenen Wochen sei nicht allzu dramatisch. Er habe "vorsichtig budgetiert", begründete Grasser in der TV-"Pressestunde" am Sonntag.

Der starke Euro sei zwar eine Bürde für die exportorientierte europäische Wirtschaft, andererseits sei der Rohölpreis nach dem Ende des Irakkriegs deutlich niedriger, ebenso das Zinsniveau, dass obendrein noch weiter sinken werde. Der Finanzminister baut auf einen nächsten Zinsschritt der Europäischen Zentralbank (EZB) bei der nächsten Sitzung am 5. Juni: "Die Fakten werden die EZB dorthin bewegen, wo sie hin muss." So sei die Inflation in den Kernländern der Eurozone deutlich rückläufig, sie werde unter zwei Prozent fallen. Diese Rate ist für die Europäische Zentralbank die Messlatte für die Preisstabilität.

Grasser hat keine Angst

Grasser hat keine Angst vor einer Rezession, im Gegenteil, er sieht gar die konjunkturelle Trendwende: "Wir haben einen langen Abschwung hinter uns". Die Wirtschaftsforscher würden nun für Ende dieses Jahres und für 2004 eine Beschleunigung des Wirtschaftswachstums erwarten, sagte der parteilose Finanzminister.

Den Vorwurf, dass er die Budgetsanierung vor allem durch höhere Steuern verfolgt habe, wies Grasser zurück. Er verwies darauf, dass 1999 das Budgetdefizit noch 2,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukt (BIP) betragen habe und die Steuer- und Abgabenquote 44,4 Prozent. Im Vorjahr sei einem Minus im Haushalt von 0,6 Prozent eine nahezu unveränderte Abgabenquote (44,6 Prozent) gegenübergestanden. Das bedeute, dass 1,5 Prozentpunkte ausgaben- und nur 0,2 Prozentpunkte einnahmenseitig konsolidiert worden seien, rechnete der heimische Säckelwart am Sonntag neuerlich vor. (rose/DER STANDARD Print-Ausgabe, 26.5.2003)