Washington - "In den Berichten fehlen die Frauen", ist die Chefredakteurin von "Women's eNews", Rita Henley Jensen, überzeugt. In traditionellen Medien wie Zeitungen, Fernsehen und Magazinen werde die Situation von Frauen zu wenig oder gar nicht beleuchtet. Obwohl in den Journalisten-Schulen der Frauenanteil bereits bei 50 bis 70 Prozent liege, seien die Medien nach wie vor männerdominiert. Besonders in den Chefetagen und im Medien-Management gäbe es kaum Frauen, auf den Kommentar-Seiten würden Meinungen von Frauen selten dargestellt. Das Internet-Medium "Women's eNews" will da Abhilfe schaffen.

Engagierten Journalismus "ermutigen"

Seit drei Jahren werden im Internet, auf einer Homepage und mit Newslettern die "fehlenden Berichte" über Frauen geliefert. Mit aktuellen Reportagen, Hintergrund-Stories und in Rubriken wie "Aufreger der Woche" oder "Journalistin des Monats" wird ein Forum für Frauen-News geschaffen. "Wir wollen engagierten Journalismus ermutigen", erläutert Jensen die Funktion ihres Mediums. Einerseits sollen Frauen und interessierte Männer direkt informiert werden, andererseits sollten auch Journalistinnen erreicht werden, die dann Ideen zu eigenen Geschichten erhalten.

Frauen diskriminierende Politik wird von den eNews thematisiert, sexistische Bemerkungen an den Pranger gestellt. Zum "Aufreger der Woche" wurde etwa einmal die Bemerkung eines Arztes und Lobbyisten der US-Versicherungswirtschaft. Er hatte das Schicksal einer Frau, der nach einer Krebs-Fehldiagnose beide gesunde Brüste amputiert wurden, mit den Worten kommentiert, sie würde ja nun Implantate erhalten die "viel schöner" seien. Auch über Politikerinnen, etwa die bisher einzige weibliche US-Präsidentschaftskandidatin Carol Moseley Braun, wird in den "eNews" ausführlich berichtet.

Weiteres "W"

"Wir fragen nicht nur 'wer', 'was', 'wo' und 'wann', sondern wir fragen darüber hinaus noch: 'Welche Auswirkungen hat dies auf Frauen, was bedeutet das für sie'", beschreibt Jensen den frauenspezifischen Zugang der "eNews". Der Blickwinkel ist international: Berichtet wird nicht nur aus den USA, sondern auch aus Japan, der Türkei, Kenia, Indien, Pakistan, Israel und Palästina und aus anderen Ländern. Seit April gibt es auch eine arabische Ausgabe der Frauen-News im Internet, die von der in Ägypten geborenen Journalistin Mona Eltahawy gestaltet wird.

Zum dritten Geburtstag des Internet-Mediums wurden vergangene Woche in New York "21 führende Frauen des 21. Jahrhunderts" ausgezeichnet. Unter den Preisträgerinnen war auch die ehemalige Botschafterin der USA in Österreich Swanee Hunt, die für die Gründung der Friedensorganisation "Women waging peace" gewürdigt wurde. (APA)