So könnte der Lernraum der Zukunft ausschauen: Flachbildschirme an jener Wand, wo ansonsten vielleicht Kreidetafeln hängen würden, und in großen Tischplatten. Nirgendwo hängen Kabel runter, dank drahtloser Technologien wie Bluetooth sind alle Geräte trotzdem vernetzt. An ihnen arbeiten kann man mit Tastatur und Maus, natürlich ohne Kabelanschluss. Oder direkt am Bildschirm mittels Stift dank magnetischer Impulse. Im Wiener Researchstudio Digital Memory Engineering arbeitet man gerade an der "Referenzinstallation" eines solchen in allen Ebenen digitalisierten Raumes.

Die Möbel werden schon längere Zeit - unter anderem in Deutschland von Wilkhahn - serienmäßig hergestellt. "Was derzeit noch fehlt", sagt Studioleiter Wolfgang Klas, Vorstand des Institutes für Infomatik und Wirtschaftsinformatik an der Uni Wien, sei die Umsetzung einer sinnvollen Anwendung. "Wir wollen beweisen, dass dieses Inventar einen Nutzen hat, nicht nur eine faszinierende Spielerei ist." Deswegen will man über den Tellerrand der Informationstechnologie schauen. Und zieht zum Beispiel auch Experten in ergonomischen Fragen heran, um auch durch die Anordnung der Möbel optimale Arbeitsbedingungen zu schaffen.

Seminarteilnehmer können Dateien, mit denen sie hier arbeiten wollen, mithilfe eines Schlüssels abspeichern - und durch einen simplen Handgriff zum Beispiel auf den Desktop des Flachbildschirms übertragen. "Der Lernraum wird so sukzessive zum Wissensraum." Klas glaubt, dass sich vor allem durch derlei "Spielereien" neue Möglichkeiten im Wissensmanagement moderner Unternehmen eröffnen sollten.

Genau dort sieht er auch praktische Anwendungsmöglichkeiten. "Es wird immer wichtiger, Wissen in Betrieben weiterzugeben, um es nicht verloren gehen zu lassen." Zur Ritualisierung dieses Prozesses könnte dieser Lernraum, bisher nur vom Militär angewandt, auch in der Wirtschaft nützlich sein. (pi/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26. 5. 2003)