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Die "politische Korrektheit" hindere die Polizei daran, "die derzeitigen Probleme rasch und entschieden zu beenden", heißt es in der Stellungnahme der English Defence League (EDL).

Foto: REUTERS/Paul Hackett

Wien/London - Extremistische Gruppierungen versuchen, aus den Krawallen in England Nutzen für sich zu schlagen.

Rechtsextreme Parteien wie die British National Party (BNP) würden die Unruhen instrumentalisieren, um ihr angeschlagenes Image zu polieren, schreibt "Spiegel Online". Sie würden sich außerdem das "Entsetzen der Briten über und die Angst vor den Ausschreitungen" zunutze machen.

Rechte Stimmungsmache

Auch die English Defence League (EDL), die neulich durch ihre mutmaßlichen Verbindungen zum Oslo-Attentäter Anders Behring Breivik wieder einmal in Verruf geraten war, versucht, den Protest für sich zu nutzen und damit ihr Image wieder aufzubessern, konstatiert das Magazin. In einer auf ihrer Internetseite veröffentlichten Stellungnahme zu den Krawallen kritisiert die EDL die ihrer Meinung nach zu lasche Taktik der Polizei und versucht so Stimmung in der Bevölkerung zu machen.

Viele Briten kritisieren die Zurückhaltung der Polizei, die traditionell eher defensiv gegen Randalierer vorgeht. "Das will sich die EDL nun offenbar zunutze machen", wird im "Spiegel" berichtet - dabei handle es sich ausgerechnet um jene Organisation, die im vergangenen Jahr dafür verantwortlich gewesen sei, dass neue Unruhen zwischen verschiedenen Ethnien in England kurz vor der Eskalation gestanden seien: Bei einem der EDL-Märsche in Bradford, einer Stadt mit einer der größten pakistanischen Gemeinden Großbritanniens, war es zu massiven Krawallen gekommen.

EDL gilt als Zusammenschluss gewaltbereiter Hooligans. Ausgerechnet frühere Schläger versuchen nun, sich als Ordnungshüter zu inszenieren, als Beschützer der Nation. EDL-Chef Stephen Lennon ist vorbestraft wegen Körperverletzung, Drogenbesitz und Ordnungswidrigkeiten. EDL-Mitglied Paul Ray, der unter dem Namen "Lionheart" einen islamfeindlichen und rassistischen Blog betreibt, gab vor wenigen Tagen zu, möglicherweise als Vorbild für den Oslo-Attentäter Breivik fungiert haben zu können.

Islamisten: "Social Media infiltrieren"

Auch islamistische Gruppen versuchen, Vorteile aus den Krawallen zu ziehen. Auf mehreren Internetforen, auf denen zum Heiligen Krieg aufgerufen wird, wird unter anderem gefordert, feindliche Botschaften gegen die britische Regierung zu verbreiten, wie das auf die Überwachung islamistischer Webseiten spezialisierte US-Unternehmen SITE am Mittwoch mitteilte. Dienste wie Facebook oder Twitter sollten "infiltriert" werden, um zur Fortsetzung der Randale aufzurufen und damit eine Protestbewegung wie in der arabischen Welt entstehen zu lassen. In einer Botschaft heißt es demnach zudem, der Moment sei günstig, neue Anhänger für den Jihad zu rekrutieren. (APA)