London - Die Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten haben den europäischen Interbanken-Handel am Donnerstag erneut stocken lassen. Banken liehen sich per Mittwochabend rund 4 Mrd. Euro bei der Europäischen Zentralbank (EZB). Am Vortag lag das Volumen der sogenannten Spitzenrefinanzierungsfazilität bei 147 Mio. Euro. Für das Notenbank-Geld müssen Banken derzeit 2,25 Prozent Zinsen zahlen. Im Interbanken-Handel liegen die Sätze dagegen unter einem Prozent.

"So lange es sich um einen einmaligen Ausreißer handelt, braucht man nicht nervös zu werden", betonte ein Geldmarkt-Händler. "Offenbar brauchen einige Banken eine Überbrückung, weil sie die ausgelaufenen Wochen- beziehungsweise Perioden-Tender gestern zurückzahlen mussten und der neue Sechs-Monats-Tender erst heute auf ihren Konten gutgeschrieben wird." Die EZB hatte den Banken der Euro-Zone am Mittwoch Kredite über 50 Mrd. Euro mit einer Laufzeit von sechs Monaten gewährt.

Mahnung zur Ruhe

Ein anderer Börsianer mahnte ebenfalls zur Ruhe. "Es kann sein, dass es sich um ein Intraday-Zahlungsproblem handelt. Das wird man jetzt beobachten müssen. Sollte es in den nächsten Tagen so hoch bleiben, dann könnte vielleicht wirklich jemand Probleme haben." Die Umverteilung am Geldmarkt stockt seit einigen Tagen wieder, obwohl die Banken auf "Bergen von Geld" sitzen. Ob ein Institut Geld bekomme, hänge letztlich von der Adresse und dem Namen ab, sagte der Händler: "Das ist aber schon seit langem so, nur die Gruppen ändern sich eben. Eine französische Bank hat vielleicht im Moment schlechtere Karten, Geld von einer anderen europäischen Bank zu bekommen, als noch vor drei Tagen."

Der Chef der französischen Großbank Societe Generale, Frederic Oudea, hatte sich zuletzt gegen Spekulationen verwahrt, das Institut sei in finanziellen Schwierigkeiten. Auch Marktgerüchte, Frankreich könne seine Bonitäts-Bestnote verlieren, seien "außerordentlich merkwürdig", sagte der Bankchef. Gerüchte über finanzielle Schwierigkeiten und eine mögliche Verstaatlichung hatten am Mittwoch zu Kurseinbrüchen geführt. Am Donnerstag erholte sich der Kurs wieder.(Reuters)