Bild nicht mehr verfügbar.

Noch sitzt er im Sessel.

Foto: Reuters/Ebenbichler

Bild nicht mehr verfügbar.

ÖFB-Boss Leo Windtner (li) bestätigte, dass der Vertrag mit Teamchef Dietmar Constantini bis Dezember erfüllt wird.

Foto: REUTERS/Heinz-Peter Bader

Klagenfurt - "Ja, aber", sagten sie nach dem 1:2 gegen die Slowakei. Wobei es im Fußball in erster Linie aufs "aber" ankommt, folglich stellte Teamchef Dietmar Constantini am Mittwochabend in Klagenfurt fest: "Viel Herz, aber wenig Effizienz vor dem Tor, leider wieder verloren." Sein Arbeitgeber, ÖFB-Boss Leo Windtner, widersprach dem Untertan am Tag danach in Pörtschach nicht: "Das Bemühen war erkennbar, die Leistung passabel. Aber das Ergebnis stimmte wieder nicht."

Windtner leitete im Parkhotel eine Präsidiumssitzung, in dieser wurde beschlossen, dass der Verband den Vertrag mit Constantini erfüllen wird. Er endet im Dezember. Das Direktorium sucht und bestellt dann nach angeblich reiflichen Überlegungen und Analysen einen Nachfolger. Dass Constantini sich selbst folgt, ist zwar nicht auszuschließen, aber doch relativ unwahrscheinlich.

Anderseits schwanken die Stimmungen nahezu stündlich. Windtner wird einen Vorschlag präsentieren, drei Landespräsidenten (West, Mitte, Ost) und zwei Vertreter der Bundesliga (Präsident Hans Rinner, Austria-Vorstand Markus Kraetschmer) müssen dem zustimmen. Windtner: "Es herrscht keine Eile."

Gegentore sind immer blöd, die beiden gegen die Slowakei waren saublöd. Aberwitzige könnten das als Leistungssteigerung deuten. Der zweite Treffer resultierte aus einer Abseitsposition. Constantini, der immer als Glückskind galt, fragte sich selbst: "Vielleicht ziehe ich das Pech an?" Die Mutation zum Pechvogel ist freilich keine wissenschaftlich nachvollziehbare Erklärung. Vladimir Weiss, der Teamchef der Slowakei, resümierte so: "Die Österreicher waren spielerisch und technisch besser, wir waren aber weit organisierter." Weiss wollte seinen Kollegen Constantini, der in der Branche nicht unbedingt als Taktikfuchs verschrien ist, natürlich nicht in aller Öffentlichkeit kritisieren oder gar bloßstellen. Aber ganz Unrecht hatte er nicht.

Sensation Alaba

"Ich finde, wir sind gut" sagte Constantini. "Die Buam können spielen, vielleicht sind sie nicht genug gefestigt." Bayern-Legionär David Alaba bezeichnete er "als Sensation", der Stuttgarter Martin Harnik sei ebenfalls "großartig". Nachsatz: "Tore hätte er halt schießen müssen."

Marc Janko hat auch keine geschossen. Der Kapitän bemühte sich zwar, wirkte aber doch wie ein Fremdkörper in einem ohnedies nicht berauschenden Kollektiv. Ein Mittelstürmer der alten Schule scheint nicht gerade ideal ins österreichische System zu passen. Vielleicht wollte ihm Constantini das zeigen. Sonst hätte er Janko nicht durchspielen lassen. "Für mich war Marc ganz gut", sagte er, ohne sich rot zu verfärben. Der Teamchef forciert prinzipiell schnelle Spieler. Zum Beispiel Erwin Hoffer. Das eingewechselte Wiesel hat prompt den Treffer zum 1:2 geköpfelt.

Es gibt nach wie vor Baustellen im Nationalteam. Zlatko Junuzovic ist verlässlich gehemmt, Stefan Kulovits mit dem Spielaufbau überfordert. Aleksandar Dragovic war diesmal in der Innenverteidigung eine ziemliche Vorgabe.

Thema Ivanschitz

Constantini darf und muss laut ÖFB-Beschluss noch einige Fragen beantworten, auch jene nach Andreas Ivanschitz. Er schloss ein Comeback des Mainzers nicht gänzlich (nur zu 99 Prozent) aus. "Gewiss ein guter Spieler, aber ich weiß nicht, ob er den Unterschied ausmacht." Am 23. August wird es die Welt wissen. An diesem Tag nominiert der Teamchef den Kader für die EM-Qualifikationsspiele gegen Deutschland (2. September in Gelsenkirchen) und die Türkei (6. September in Wien). Die Vorbereitung findet in Bad Tatzmannsdorf statt.

Es geht also weiter. Eine Niederlage in Deutschland hätte den Vorteil, dass sich die EM-Endrunde in Polen und der Ukraine auch rechnerisch erledigt hätte. Illusionen sind bisweilen mühsam. Constantini sagt: "Wir fahren mit breiter Brust nach Gelsenkirchen. Das klingt zwar überheblich, uns bleibt aber nichts anderes übrig." Windtner: "Ja, aber." (Christian Hackl, DER STANDARD, Printausgabe, Freitag, 12. August 2011)