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Zwei Drittel der Motorradunfälle passieren auf Landes- oder Bundesstraßen und bei Beteiligung eines anderen Verkehrsteilnehmers

Foto: dpa/Patrick Seeger

Graz/Wien - Nur wenige Stunden, bevor Verkehrsministerin Doris Bures (SPÖ) neue Maßnahmen für die Sicherheit von Motorradfahrern präsentierte, ereignete sich ein schwerer Unfall zwischen einem Biker und einem Traktor mit Anhänger im steirischen St. Margarethen an der Raab (Bezirk Weiz). Beim Zurücklenken auf der Feldbacher Straße soll der Bauer nach Aussagen der Polizei den Zweiradlenker übersehen haben, das Motorrad sei mit hoher Geschwindigkeit gegen den Anhänger geprallt, landete auf einer Böschung und ging in Flammen auf. Der 46-jährige Lenker schwebte am Donnerstag in Lebensgefahr.

Der Unfall passierte in einem Jahr, in dem auffallend viele schwere Motorradunglücke registriert werden. Bis 10. August waren 50 Biker tödlich verunglückt, besonders viele im Mai. Im gesamten Vorjahr gab es 68 tote Zweiradlenker. Seit 2003 (109 Tote) war die Zahl der Todesopfer von Motorradunfällen sukzessive gesunken.

Wegen der alarmierenden aktuellen Statistik hatte Doris Bures (SPÖ) am Donnerstag zu einem runden Tisch mit Verkehrssicherheitsexperten und Vertretern der Autofahrerklubs geladen.

Sanierungen

Das Ergebnis: Bures stellt eine Million Euro für die Länder zur Verfügung. Mit Geld aus diesem Topf können diese ihre gefährlichsten Straßenpunkte sanieren und sicherheitstechnisch aufrüsten - beispielsweise durch Unterfahrschutz bei Leitplanken, Belagsverbesserungen oder das Fällen einzelner Bäume.

Analysen des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KfV) zufolge passieren die meisten Unfälle (70 Prozent) auf Landes- oder Bundesstraßen. Die Länder sollen die Hälfte der Verbesserungsmaßnahmen aus dem eigenen Budget zahlen, 50 Prozent kommen aus dem Bundestopf. Nicht nur die Autofahrerklubs ARBÖ und ÖAMTC begrüßten diese Maßnahme. Auch in den Ländern schlug sie auf positive Resonanz, etwa in Niederösterreich. Aus dem Büro von Landeshauptmann Erwin Pröll (VP) hieß es etwa, man sei "sehr erfreut" darüber und werde umgehend in Gespräche mit Bures treten.

Das KfV startet zudem eine Informationsoffensive und eine Tiefenanalyse zu den Unfallursachen. Erste Ergebnisse sollen im Mai 2012 vorliegen. KfV-Direktor Othmar Thann fordert zusätzlich Inspektionen an neuralgischen Stellen "aus Sicht eines Motorradfahrers".

Unfalllenker älter 

Die meisten Unfalllenker sind ersten Analysen des KfV zufolge 45 bis 50 Jahre alt. Vor drei Jahren war noch die Gruppe der bis 24-Jährigen am stärksten unter den Unglückslenkern vertreten. Bei zwei von drei Unfällen ist ein anderer Verkehrsteilnehmer beteiligt gewesen.

Über weitere im Vorjahr formulierte Forderungen, wie niedrigere Tempolimits oder mehr Fahr-trainings für Motorradfahrer, wurde in der Expertenrunde keine Einigung erzielt. Für Gesetze müsse es eine gesellschaftliche Akzeptanz geben, sonst seien sie sinnlos, meinte die Verkehrsministerin dazu. (APA, spri, DER STANDARD Printausgabe, 12.8.2011)