David Cameron lebt gefährlich. Mag die Downing Street auch besser bewacht sein als die Armenviertel Londons - politisch gefährlich ist es für einen Premier allemal, sich auf Streit mit der Polizei einzulassen.

Zwar erleben die Ordnungshüter gerade einen Tiefpunkt ihres Ansehens. Weite Teile der Bevölkerung auf der Insel fühlten sich während der Konsum-Krawalle von der Polizei im Stich gelassen. Tatsächlich sahen die Beamten zu, wie organisierte Gruppen junger Leute Schneisen von Verwüstung schlugen durch die größten Städte des Landes. Man sei dem massiven Einsatz von Schlagstöcken und Gummigeschoßen sehr nahe gekommen, heißt es bei Scotland Yard bedeutungsvoll, als messe sich das Image der Behörde an ihrer erfreulichen Zurückhaltung. Stattdessen gingen Straßenzüge in Flammen auf - ein katastrophales Image für den Olympia-Gastgeber im kommenden Jahr.

Cameron hat recht, wenn er der bequem gewordenen Polizei mehr abverlangt. Die Ordnungshüter aber öffentlich abzuwatschen, ihrer Aufrüstung das Wort zu reden, gar vom Armee-Einsatz zu faseln ist der falsche Weg. Die Beamten brauchen den Rückhalt der Politik für die Durchsetzung ihres Gewaltmonopols, keine Wasserwerfer.

Gleichzeitig muss die Bevölkerung das Gefühl zurückgewinnen, dass schwarze Schafe in Uniform zur Rechenschaft gezogen werden. Das gilt für die Korruption durch Boulevardjournalisten ebenso wie für voreilige Todesschützen. (DER STANDARD Printausgabe, 12.8.2011)