Die Vielfalt des Waldviertel in einer kleinen Ansichtssache.

Foto: Waldviertel Tourismus/Reinhard Mandl

Gesamtgehzeit 4¼ Stunden, Höhendifferenz rund 300 Meter. Gasthaus in Stein (kein Ruhetag). ÖK25V Blatt 4316-West (Rappottenstein), Maßstab 1:25.000; Karte "Wandern im Herzen des Waldviertels", Maßstab 1:40.000.

Informationen: Walviertel Tourismus

Grafik: DER STANDARD

Die Frage, was denn besonders typisch für das Waldviertel sei, kann niemand beantworten. Sind es die ausgedehnten Wälder? Die tief eingeschnittenen Täler? Die seltsamen Steinfiguren, welche die Fantasie anregen? Das Mystische? Das Friedliche? Es gibt Wege, auf denen man sozusagen alle Aspekte dieser einmaligen Landschaft auskosten kann. Dazu gehört der Panoramaweg von Bad Traunstein, der zwar wenig Panorama bietet, dafür aber viel Interessantes und Abwechslungsreiches.

Auf romantische Waldpassagen mit dunklen Felsgruppen folgen freie Flächen mit bunten Wiesen und Feldern. Die Route führt über höher gelegene Terrassen und dann wieder hinab in enge Täler, die von bräunlich gefärbten Bächen durchflossen werden. Am Weg liegt ein Wiegenstein, der aber nur sehr schwer in Bewegung zu setzen ist, Ausgangs- oder Endpunkt der Wanderung sollte unbedingt der mächtige Wachtstein sein, an dessen Fuß sich die Ortschaft schmiegt, als wollte sie Schutz vor Unbilden und Bedrohungen suchen. Die auffällige und bizarre Felsformation bildete früher eine wichtige Kreidfeuerstation in einer Kette, die vom Nordwald bis ins Donautal reichte.

Manchmal geht man auf dem Asphalt der zu den Gehöften führenden Güterstraßen, dann wieder auf schmalen Pfaden und weichen Waldwegen. Hinter jeder Kurve bietet sich ein anderes Bild einer Landschaft, die nicht nur mit den Augen gesehen, sondern mit allen Sinnen erlebt werden will. Es macht auch nichts aus, wenn Legende und Realität ineinander übergehen. Da scheint es durchaus glaubhaft, dass der riesige und etliche Tonnen schwere Wackelstein einst zur Wiege des Jesuskindes wurde und von Maria mühelos geschaukelt werden konnte.

Und wer kann schon mit Sicherheit sagen, ob der an der Route liegende Schalenstein durch menschliches Zutun oder allein durch die Jahrtausende währende Wirkung von Regen, Eis und Wind entstanden ist. Ob die Mystiker oder die Realisten recht haben, bleibt belanglos, die Felsen sind einfach faszinierend.

Der Panoramaweg von Bad Traunstein ist gut beschildert, allerdings nur im Uhrzeigersinn. In der Gegenrichtung wird die Orientierung zu einem echten Problem. Hie und da gibt es auch Markierungen, von denen einige zu Weitwanderwegen gehören, die offensichtlich völlig aus der Mode kamen und teilweise verwahrlost sind. Die Runde bereitet keinerlei Schwierigkeiten, sie lässt sich auch verkürzen, wenn man von der Anschaumühle auf dem Nord-Süd-Weitwanderweg – Markierungslücken – zum Ausgangspunkt wandert.

Die Route: Von Bad Traunstein folgt man den gelben Wegweisern des Panoramaweges – mit der Nummer 53 -, erreicht bald den Wald und gelangt in einer halben Stunde zum Wiegenstein. Nach kurzem Aufstieg wendet sich die Route nach rechts (Vorsicht, Abzweigung leicht zu übersehen) und führt über Winkl und Buchegg nach Stein. Gehzeit ab Wiegenstein 1¾ Stunden.

Bis zum Gehöft Mühlberg bleibt man auf der Höhe, dann folgt ein kurzer, steilerer Abstieg in das Tal des Anschaubaches. Nach dem Blättergraben wendet sich der Weg scharf nach rechts und führt über den Hengstberg und das Gehöft Haberegg zum Ausgangspunkt Bad Traunstein zurück. Gehzeit ab Stein zwei Stunden.

Den Wachtstein sollte man unbedingt besteigen, er bietet eine sehr schöne Aussicht. (Bernd Orfer/DER STANDARD/Printausgabe/13.08.2011)

Die Vielfalt des Waldviertel in einer kleinen Ansichtssache.

Foto: Waldviertel Tourismus/Mandl/Herbst