Ein massives Statement in der Landschaft. Die S-Klasse verliert sich auch in den weingeschmückten Hügeln des Collio nicht und zeigt, dass Wucht und Eleganz nicht unbedingt ein Widerspruch sein müssen.

Foto: Heidrun Henke

Besonders in der Ansicht von vorn schlägt die Massigkeit des Wagens durch: Hier kommen Geld und Erfolg.

Foto: Heidrun Henke

Link: Mercedes

Grafik: DER STANDARD

Es geht ums Sparen. Allerdings schon auf einem sehr hohen Niveau. Da kann aber auch schon der Wille fürs Werk zählen.

Um überhaupt in den Genuss dieses Sparens zu kommen, muss man erst einmal knapp 80.000 Euro anweisen. Praktisch für das nackte Auto. Mit ein paar sinnvollen Extras, wie etwa den fahrdynamischen Sitzen, die wir uns gerne gefallen lassen, ist man gleich auf 106.000 Euro oben. Wie bei unserem Testwagen. Dann aber kann gespart werden!

Der S 250 CDI BlueEfficiency ist der erste Vierzylinder in einer S-Klasse von Mercedes. Wo üblicherweise Achtzylinder, aber wenigstens Sechszylinder ihren Dienst tun, werden jetzt kleinere Brötchen gebacken. Vier Zylinder. In so einem Riesenauto.

Mercedes feiert damit die "sparsamste Luxuslimousine der Welt". Und es ist verblüffend: Natürlich ist das satte Blubbern von acht Zylindern ein Vergnügen für die Ohren, und natürlich ist der Vortrieb gewaltig. Aber vier Zylinder reichen aus. Die strengen sich ja nicht einmal an, hat man den Eindruck. Die Beschleunigung ist in Ordnung, die Höchstgeschwindigkeit sowieso, die Automatik reicht brav die sieben Gänge durch, und wer wollte, könnte jetzt in den Sportmodus wechseln und so noch mehr Fahrspaß wählen.

Ist aber gar nicht notwendig. Auch im Economy-Modus kommen wir nicht nur komfortabel, sondern auch flott voran. Ohne dass wir den Wagen getragen hätten: Am Ende standen knapp über sieben Liter auf der Verbrauchsanzeige des Bordcomputers. Das ist für eine Limousine mit mehr als fünf Meter Länge und einem Lebendgewicht um die zwei Tonnen schon ein toller Wert, ganz ehrlich. Und wie gesagt: Da muss niemand anschieben, da geht auch bergauf nichts verloren, die 204 PS reichen vollauf. Schon arg. Dass es im Real Life die 5,7 Liter Durchschnittsverbrauch aus dem Prospekt nicht spielt, ist eh klar, siehe Laborbedingungen.

Sonst ist die S-Klasse eben ganz die S-Klasse. Ein Schiff von einem Auto, souverän auf der Straße, unglaublich komfortabel auf der Reise. Über die Farbe unseres Testwagens könnte man diskutieren. Braun innen und braun außen, das ist nicht jedermanns Sache. Gewagt. Aber muss ja nicht sein.

Die "fahrdynamischen Sitze" wurden schon erwähnt. Das heißt, dass einem die Sitze in Kurven zusätzlichen Seitenhalt geben. Der Sitz arbeitet also aktiv mit. Ist schon ungewöhnlich und ungewohnt, aber erst einmal lustig. Und gar nicht unangenehm.

Die Sitze sind aber nicht nur fahrdynamisch, sie verfügen auch über eine Massagefunktion. Vor allem auf langen Strecken kann das hilfreich sein. Ist aber schon allerhand. Wo soll das noch hinführen? Gibt es demnächst auch Maniküre im Auto?

Die Linie der S-Klasse ist nahezu zeitlos. Wuchtig und elegant, massiv, aber dynamisch. Das protzige Gehabe wird vor allem von vorn ruchbar, da wirkt die Form des Fahrzeugs schon sehr konzentriert. Ein ganz leichtfüßiges Auftreten verleiht einem dieser Wagen nicht, da schauen die Leute schon ein bisschen skeptisch, was für Geldsäcke da jetzt vorfahren. Aber was soll man tun, wenn man reich und erfolgreich ist? Understatement ist nicht jedermanns Sache, und schließlich haben wir uns den Bentley verkniffen.

Und schließlich: Was wir um dieses Geld Sprit sparen! Da können viel kleinere Autos kaum mithalten. Und unfassbar, diese Reichweite: Bei vorsichtiger Fahrweise und vollem Tank stehen mehr als 1000 Kilometer angeschrieben. Da geht sich ein Espresso in Triest aus, der ist dort immerhin günstiger und besser. (Michael Völker/DER STANDARD/Automobil/12.08.2011)