Was passiert einer Frau, wenn sie gefragt wird, welche Tätigkeit sie ausübt und antwortet: "Ich bin Hausfrau und Mutter?" Sie wird von vielen Mitmenschen abschätzig angesehen und manch einer rümpft die Nase und denkt sich: Auch nichts Gescheites gelernt! Hier wird Druck auf "Nur-Mütter" ausgeübt, weil es für die Gesellschaft selbstverständlich ist, dass eine Frau arbeiten zu gehen hat!

Die Sichtweise der Frauen, die, durch lange Ausbildungsdauer und anschließendem Wunsch Karriere zu machen, noch keine Kinder wollen, ist ebenso zu akzeptieren, das Ticken der biologischen Uhr lässt sich allerdings nicht aufhalten und für manche ältere Möchtegernmütter ist der Geburtszug abgefahren, auch wenn die Medizin noch so große Fortschritte macht.

Anreize für die Familiengründung

Durch die Umkehr der Altersstrukturen in Österreich (zu viele Senioren - zu wenige Junge) wird es rasch nötig sein, den Frauen mit verschiedensten Anreizen näher zu bringen, dass es doch wert ist, wieder Kinder zu bekommen. Denn stimmt die Prognose der Bevölkerungsexperten, dann werden wir 2030 mehr Geriatriezentren haben als Krabbelstuben. Natürlich ist hier die Politik gefordert, vernünftige Vorschläge anzubieten. Wie könnten diese nun aussehen?

Hausfrauen aufwerten

Konsequentes Arbeiten an der Aufwertung des Stellenwertes der "Nur-Hausfrau" und Mutter ist eine der Hauptaufgaben, diese versteckt arbeitende Schicht in unserer Gesellschaft wieder salonfähig zu machen. Mit Hilfe der Medien sollte es gelingen, den Wertewandel der letzten Jahre (nur Einkindfamilien, zu viele Einpersonenhaushalte, egoistisches Konsumverhalten) wieder umzukehren und in Richtung Mehrkindfamilien zu bringen.

Grundeinkommen für "Nur-Mütter"

Ebenso besteht die Möglichkeit, ein Grundeinkommen für Mütter, die zu Hause bei ihren Kindern bleiben wollen, zu installieren und aus dem Hausfrauenbild einen anerkannten Beruf zu machen (mit Grundeinkommen, Versicherung und Pensionsanspruch). Außerdem ist die Erhöhung der Familienbeihilfen und der Förderungen (hier sei als Beispiel die Mehrkindstaffelung erwähnt) für Eltern, die sich bewusst für mehrere Kinder entscheiden, zu überlegen. Ebenso kann eine Verlängerung der Karenzzeit angedacht werden, um der Mutter die Chance zu geben, mit ihrem Kind länger in engem Kontakt zu bleiben. Die prägendsten Jahre im Familienverband sind die ersten und entscheiden in den meisten Fällen über den weiteren Verlauf des Lebens.

Förderung von Mehr-Generationenhäuser

Da unsere Kinder heutzutage leider nicht mehr unter einem Dach mit mehreren Generationen aufwachsen, dieses Miteinander aber für die Entwicklung und Erziehung von unschätzbarer Wichtigkeit ist, könnte die Politik spezielle Förderungspakete für Mehrgene-rationenhäuser oder -wohnungen anbieten, mit dem Effekt, dass gleichzeitig Respekt vor verschiedenen Altersgruppen erlernt würde. Und vielen Eltern ist es sicherlich lieber, wenn ihre Kinder mit den familieneigenen Werten und Traditionen erzogen werden. Die schon öfter gestellte Forderung der höheren Besteuerung für Singlehaushalte und kinderlose Paare wird nicht auf Gegenliebe stoßen, weil es doch auch Paare gibt, die keine Kinder bekommen können und hier der Gleichheitsgrundsatz verletzt würde. Außerdem würden diese noch zusätzlich dagegen sein, weil sie durch ihre Kinderlosigkeit ohnehin keine Förderungen und keine steuerlichen Ermäßigungen erhalten. Welche Möglichkeiten gibt es für kinderreiche Familien in anderen EU-Ländern und was könnte sich Österreich dort für Anregungen holen?

Anregungen in anderen EU-Ländern

Frankreich ist einer der Pioniere in Sachen Familienpolitik. Seit vielen Jahrzehnten ist das Bild der erwerbstätigen Mütter gesellschaftsfähig und hat traditionell einen sehr hohen Stellenwert. Allerdings muss man die Bemühungen der Franzosen hervorheben, die schon beim Sinken der Geburtenzahlen Anfang der 1990er Jahre gegensteuerten und Steuererleichterungen für Familien, die eine Person zu Kinderbetreuung im Haushalt beschäftigen, einführten. Die Zahl der Tagesmütter hat sich von 1990 bis 1999 auf eine halbe Million verfünffacht. In Frankreich sind diese Mütter mit Mindestlohn ausgestattet und über den Staat sozialversichert.

Tagesmütter höher bezahlen

Liest man aber, dass gerade jetzt die Tagesmütter in Österreich auf die Barrikaden steigen, weil sie einen Lohn von € 2,50 pro Stunde und Kind erhalten, so ist es nicht verwunderlich, dass sich bei uns keine Frau für diese Arbeit erwärmen kann. Sie bekommen gerade einen Bruchteil dessen, was ein Hilfsarbeiter pro Stunde erhält und die Bewertung ihrer Tätigkeit, die hundertprozentig mit größerer Verantwortung behaftet ist als die eines Hilfsarbeiters, ruft eindeutig Kopfschütteln hervor.

Qualität in der Betreuung von Anfang an

Im Musterland für Familienpolitik, Schweden, werden Gelder nicht direkt an Familien ausbezahlt, es wird in Dienstleistungen investiert. Begonnen hat Schweden in den 1970er Jahren mit dem Ausbau der Kinderbetreuung und der Altenpflege. Dadurch kommen Frauen um die 40 nicht in den Problemkreis, sowohl Kinder, Eltern oder Schwiegerelter versorgen zu müssen. Zwei Drittel des Familienetats Schwedens fließen in den Ausbau und Erhalt von Betreuungsstätten und Schulen. 80 Prozent der Frauen in Schweden sind berufstätig und für die Hälfte aller Kinder unter drei Jahren (43 Prozent) gibt es Betreuungsplätze. In Europa ein Rekord. Die dortigen Kindergärten sind in das Bildungssystem integriert und sorgen von Beginn an für gute Qualität in der Ausbildung der kommenden Generationen.

Das schwedische System ist bekannt für seine hohen Kosten. In Schweden werden nach wie vor die höchsten Steuern der Welt gezahlt, auch das ist mit ein Grund, warum Frauen nicht länger als nötig zu Hause bleiben. Nach Kritik an der hohen Steuerlast, die den Eltern gar keine andere Wahl lässt, als sofort wieder arbeiten zu gehen, hat die Regierung ab Jänner 2008 eine monatliche Unterstützung von € 300.- für den Elternteil, der in den ersten drei Lebensjahren bei den Kindern bleiben will, eingeführt.

Immigration die Lösung?

Laut einer UNO-Studie müssten, damit die Bevölkerung Europas erhalten bleibt, ab 2007 jährlich 4,5 Millionen Einwanderer in die EU aufgenommen werden, ab 2024 sollten es jedes Jahr sieben Millionen sein. Das hieße nicht nur für ein Land wie Österreich, dass die Einheimischen bald zur Minderheit im eigenen Land würden. Das Zusammenleben zwischen angestammter Bevölkerung und

Einwanderern lässt sich in keinem Staat unbedingt leicht gestalten und die Auffassungsunterschiede der verschiedenen Einwanderungsgruppen untereinander bergen, je nach Kulturkreis, Religion und Abstammung, sicher Sprengstoff in sich. Es gibt nicht nur die Kampfzonen in den französischen Banlieus, auch im englischen Norden und im belgischen Antwerpen liefern sich die unterprivilegierten Immigranten Schlachten mit der Polizei und in Deutschland bildet die türkische Gemeinde bereits eine Parallelgesellschaft, die mit ihrer Herkunft gegen die deutschen Werte wirbt und gegen sie auftritt.

Lösung mit Haken

Als Lösung bietet sich der geregelte Zuzug von hochqualifizierten Ausländern an, der Haken bei der Sache ist aber, dass auch bei diesen Einwanderern nicht die Menge an Kindern zu erwarten ist wie bei schlecht ausgebildeten Immigranten, weil höher gestellte Schichten erfahrungsgemäß nicht so viele Kinder in die Welt setzen. Und die Spirale lässt sich noch weiter drehen. Wer erledigt irgendwann einmal die minderen Arbeiten, wie z. B. die Müllabfuhr? Wenn wir Österreicher uns schon zu schade sind, solche Tätigkeiten zu verrichten, wird sich ein studierter Einwanderer auch nicht dafür hergeben.

Vor den Warnungen der Experten für Bevölkerung wird die Politik ihre Augen und Ohren nicht verschließen können und, blickt man auf Frankreich und Schweden, die schon vor Jahrzehnten mit vernünftiger Familienpolitik begannen, so ist festzustellen, dass bei uns leider viel zu spät auf diese Problematik reagiert wurde. Laut dem Bevölkerungsexperten der Statistik Austria, Josef Kytir, ist die Bevölkerung ein ziemlich träges Ding, trotzdem wird die langsame Umkehr der Altersstrukturen relativ rasch kippen, weil einfach zu wenige potenzielle Mütter aus den geburtenschwachen Jahrgängen vorhanden sind. Und nachdem der Österreicher bekanntlich Veränderungen liebt wie die Pest, wird sich der gelernte Politiker mit Veränderungen jeglicher Art schwer tun, den Einheimischen Frauen das Kinderbekommen schmackhaft zu machen. (Leser-Kommentar, Jorun Habit, derStandard.at, 12.8.2011)