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Nicht nur in Asien und Saudiarabien werden Wolkenkratzer gebaut, sondern auch in Europa tut sich etwas - auch wenn hier buchstäblich etwas tiefer gestapelt wird, die europäischen Türme deshalb kaum einmal auch nur ein Schäfchenwölklein kitzeln werden.

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Immerhin ist in London mit The Shard (siehe auch Bild 1) aber ein Hochhaus in Bau, das nach Fertigstellung 2012 das höchste Gebäude der Europäischen Union sein wird. Wie gesagt: immerhin. Der 310 Meter hohe Turm (inkl. Antenne), entworfen von Renzo Piano, wird dann nur noch vom Moskauer Mercury City Tower übertrumpft, der 380 Meter in die Höhe ragen soll - allerdings auch noch nicht fertig ist. Höchstes Gebäude der EU ist derzeit übrigens noch der Frankfurter Commerzbank Tower mit knapp 260 Metern bis zum Dach und 300 Metern inklusive Antenne.

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Als höchstes Gebäude Europas gilt derzeit der 302 Meter hohe Capital City Moscow Tower (Bild), der in der "Moscow City" genannten Wolkenkratzer-Agglomeration direkt am Ufer der Moskva östlich des Stadtzentrums steht und erst im Vorjahr fertiggestellt wurde. Moskau ist mit acht Gebäuden über 200 Meter Höhe führende Hochhausstadt Europas und beherbergt mit dem 268,4 Meter hohen Block C des Nabereschnaja-Turms und dem nur wenige Meter niedrigeren Triumphpalast auch die Nummern zwei und drei Europas.

Direkt hinter dem Capital City Moscow Tower sollten sich eigentlich schon seit einigen Jahren noch etwas höhere Türme befinden, ...

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... doch die Arbeiten am Föderationsturm (hier auf einem aktuellen Bild vom 1. August 2011), 2003 begonnen, hatten sich zwischenzeitlich enorm verlangsamt. Ursprünglich sollte einer der beiden Türme, die "Osten" und "Westen" heißen, mindestens 360 Meter, mit Antenne sogar über 500 Meter erreichen. 2009 hieß es dann, beide Türme könnten doch nur 64 Etagen aufweisen und eine Höhe von 243 Metern erreichen. Nach Auskunft des Projektverantwortlichen Matthias Dahlmann von der nps tchoban voss Gesellschaft zur Planung des Föderationsturm Moskau mbH wird der höhere Turm A nun aber doch eine Gebäudehöhe von 360,40 Metern und eine Antennenhöhe von 448 Metern erreichen. Turm B ist bereits fertig und 242,40 Meter hoch, an Turm A wurden die Bauarbeiten nach einer Unterbrechung nun wieder aufgenommen und mit einer Geschwindigkeit von drei Ebenen pro Monat weitergebaut. Die Fertigstellung einschließlich der Fassaden ist für 2014 geplant.

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Vierthöchstes Gebäude Europas ist derzeit der erst im März eröffnete Istanbul Sapphire mit einer Gesamthöhe (inklusive Antenne) von 261 Metern und einer Gebäudehöhe von 238 Metern. Diesen Titel könnte der Sapphire allerdings schon bald wieder verlieren, denn ...

... der Diamond of Istanbul schickt sich an, ihn mit einer Höhe von 270 Metern zu übertrumpfen. Wann das passieren wird, ist allerdings unsicher; auf der Website des Diamanten ist zumindest in der deutschsprachigen Version noch die Rede davon, dass er schon 2008 hätte fertig werden sollen. Die englischsprachige Version nennt 2010 als Fertigstellungstermin. Laut mehreren einschlägigen Websites wie skyscrapercity.com oder emporis.com befindet sich das Objekt zwar in Bau, dieser ist aber derzeit "unterbrochen". Eine Anfrage von derStandard.at an eine der ausführenden Firmen blieb bisher unbeantwortet.

Weitere Projektideen in der Türkei existieren, so hat die türkische Firma Camoglu schon vor einigen Jahren angekündigt, ebenfalls in Istanbul einen mindestens 450 Meter hohen Turm namens Agaoglu Tower bauen zu wollen. Mit dieser Höhe wäre der Wolkenkratzer (Bild: Rendering), sofern er jemals tatsächlich fertig wird, jedenfalls dann die Nummer 2 in Europa.

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Und was tut sich in den USA? Nun, hier wird am New Yorker "Ground Zero", wo sich bis zum 11. September 2001 die Türme des World Trade Center befanden, fleißig gebaut. Nach Fertigstellung 2013 wird der Wolkenkratzer One World Trade Center 541,3 Meter hoch sein und damit dem 442 Meter hohen Sears Tower in Chicago (heute offiziell Willis Tower genannt) den Titel des höchsten Gebäudes der USA entreißen. Und nicht nur das: Selbst unter die drei höchsten Gebäude der Welt reiht sich der Turm damit ein (zumindest kurzzeitig, siehe Ansichtssache "Der Wettlauf um das Höchste der Welt").

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Grundlage für die neue Bebauung der "World Trade Center Site" in New York City war ein Masterplan des US-amerikanischen Architekten Daniel Libeskind, der damit 2002 einen offenen Architektenwettbewerb gewonnen hatte. Libeskinds "Freedom Tower" genannter Wolkenkratzer wurde allerdings vor allem wegen Unstimmigkeiten mit Entwickler Larry Silverstein mehrmals überarbeitet, als Schöpfer des nun One World Trade Center genannten Turms gilt der Architekten David Childs vom Architekturbüro Skidmore, Owings and Merrill (SOM).

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Im Wettlauf um das höchste Gebäude der USA, der sich vor allem zwischen New York City und Chicago abspielt, "erkämpft" sich der Big Apple damit in zwei Jahren aller Voraussicht nach wieder die oberste Stockerlposition. Dabei hätte Chicago gute Karten gehabt, noch einige Jahre länger den höchsten Turm Amerikas zu beherbergen: Der Chicago Spire, mit dessen Bau 2007 begonnen wurde und der eigentlich im kommenden Jahr eine Höhe von 610 Metern erreichen hätte sollen, wird allerdings zumindest nach jetzigem Stand der Dinge nicht mehr fertig gebaut. Schon im Herbst 2008 wurden die Bauarbeiten wegen der Finanzkrise eingestellt, seitdem klafft in der Erde Chicagos ein tiefes Loch. (map, derStandard.at, 12.8.2011)