Wien - Am Mittwoch (17. August) legt die Telekom Austria ihre Halbjahresbilanz vor. Dabei wird nicht nur das schwierige Geschäft in Weißrussland ein Thema sein, sondern auch die Kurs-Affäre rund um ein Manager-Bonusprogramm aus dem Jahr 2004. Damals hatte ein überraschender Kurssprung in den letzten beiden Minuten vor Börseschluss knapp 100 Managern der Telekom rund 9 Mio. Euro beschert hat. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun wegen des Verdachts auf Untreue, der Strafrahmen liegt bei 10 Jahren Haft.

In den vergangenen Tagen hatte die Affäre an Dynamik gewonnen, nachdem sich der ehemalige Vize-Finanzchef Gernot Schieszler der Justiz als Kronzeuge angeboten hat und der jetzige Telekomboss Hannes Ametsreiter seinen 92.000-Euro-Bonus auf ein Treuhandkonto eingezahlt hat. Möglicherweise wird bereits bei der Telekom-Aufsichtsratssitzung am Dienstag, einen Tag vor der Bilanzlegung, eine Rückforderung der Boni beschlossen.

Im Mittelpunkt der Kurs-Affäre steht einmal mehr der PR-Berater Peter Hochegger. Die Telekom hat vor wenigen Tagen einen 400 Seiten starken Revisionsbericht zu den Tätigkeiten von Hochegger vorgelegt, der vor Unglaublichkeiten und Skurrilitäten strotzt. So wurde für ein dreimonatiges "Screening" osteuropäischer Telekom-Unternehmen an Hochegger laut Bericht insgesamt 1,5 Mio. Euro gezahlt - macht fast 20.000 Euro pro Werktag.

Auch wirtschaftlich war es für den Ex-Monopolisten schon lustiger. Die Telekom Austria Group musste in den ersten drei Monaten 2011 bei stagnierendem Umsatz einen deutlichen Verlust hinnehmen. Dieser sei aber nur "bilanzrechtlich" relevant, da er die Kosten für den Mitarbeiterabbau widerspiegelt und somit eine Zukunftsinvestition ist, betonte der Konzern. Bei einem Umsatz von 1,118 Mrd. Euro drehte das Betriebsergebnis von plus 166,3 auf minus 42,3 Mio. Euro. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) stürzte von plus 117,2 auf minus 95,8 Mio. Euro ab. Der Free Cash Flow sank nahezu auf Null, der Cash-Flow der laufenden Geschäftstätigkeit ist um 50 Prozent gefallen. Der Ausblick für das Gesamtjahr wurde allerdings bestätigt.

Belastet werden dürfte das Ergebnis durch die Abwertung des weißrussischen Rubels, wodurch der Beitrag der dortigen Telekom-Tochter Velcom in Euro umgerechnet deutlich geringer ausfallen wird. Seit Jahresbeginn hat der Rubel gegenüber dem Euro um 44 Prozent an Wert verloren - 37 Prozent Wertverlust waren es allein seit Mitte Mai.(APA)