Nur das Dreieck in vier Metern Höhe verrät, dass man hier als Radler Nachrang hat.

Foto: ÖAMTC

Wien - Der Verkehr in Großstädten wie Wien ist grundsätzlich ein Kundenreservoir für die Anbieter von Anti-Aggressions-Trainings. Autofahrer gegen Radfahrer, Radfahrer gegen Fußgänger lauten die beliebtesten Konfrontationskonstellationen. Was auch an der teilweise äußerst seltsamen Gestaltung des Straßenraums liegt, wie der ÖAMTC kritisiert. Und um sein Image vom Autofahrer- hin zum "Mobilitätsklub" zu ändern, wäre der Verein sogar bereit, Autofahrerinteressen zugunsten jener anderer Verkehrsteilnehmer hintanzustellen.

Bei einer Rundfahrt durch das Wiener Zentrum zeigt Jurist Martin Hoffer Journalisten einige der Problemstellen und erläutert Lösungsvorschläge. Beispielsweise bei der Oper. Dort ist die Situation tatsächlich brandgefährlich. Am Aufgang der U-Bahn führt direkt der Ringradweg vorbei, der dort extrem schmal wird. Und über den wenige Meter danach auch ein Schutzweg führt und anschließend eine Straße gequert werden muss. Konflikte sind vorprogrammiert.

"Hier können wir uns durchaus damit abfinden, dass Parkplätze geopfert werden. Wenn der Radweg schon 100 Meter vorher auf die Nebenfahrbahn verlegt wird, vermeidet man die Gefahrenstelle", meint Hoffer. Bisher stößt man damit aber auf taube Ohren.

Einen Weg, den die Stadt auch bei der U-Bahn-Station Schottentor beschreiten wird, wie der Verkehrsjurist sagt. Auch dort grenzen U-Bahn-Aufgang und Radweg unmittelbar aneinander, durch ein leichtes Gefälle sind Zweiradbenutzer oft hurtig unterwegs. "Angedacht ist, die Nebenfahrbahn hier quasi in eine Sackgasse zu verwandeln und dort einen Radweg anzulegen. Auch damit können wir leben - es geht bei der Verkehrsplanung schließlich auch darum, die besten Lösungen zu finden."

Rot, aber kein Radweg

Die manchmal durchaus einfach sein könnten - wenn man nur wolle. Ein Beispiel sei die Kreuzung Zedlitzgasse mit dem Parkring. Erreicht man diese auf dem Radweg vom Donaukanal kommend, erkennt man anhand des rotgefärbten Straßenbelages, wo der Radweg weitergeht. Was wie eine Radfahrerüberfahrt aussieht, ist allerdings keine. Es fehlen die weißen Quadrate links und rechts der Fläche.

"In vier Meter Höhe ist ein Nachrangzeichen angebracht, das aber kaum wahrgenommen werden kann. Hier kommt es immer wieder zu gefährlichen Situationen, da Radfahrer glauben, sie haben Vorfahrt." Der Grund des Kuriosums sind die Wiener Linien. "Die haben argumentiert, dass ihr Bus hier nicht warten kann", erzählt Hoffer. (Michael Möseneder/DER STANDARD, Printausgabe, 13./14./15. August 2011)