Bild nicht mehr verfügbar.

Nach Michele Bachmann...

Foto: AP/Dharapak

Bild nicht mehr verfügbar.

...zeigt nun auch Rick Perry Ambitionen.

Foto: Reuters/Carson

Michele Bachmann will für die Republikaner die US-Präsidentschaftswahl 2012 gewinnen - und erlebt zumindest momentan großen Zulauf innerhalb der Partei. Doch auch der Texaner Rick Perry will mitmischen.

*****

Nein, sie wolle hier nicht die Lehrerin spielen, sagt Michele Bachmann. Dann tut sie es doch, kramt einen schwarzen Filzstift hervor und lässt ihn über eine weiße Tafel flitzen. "Darf ich euch mal zeigen, wie 2,2 Billionen Dollar aussehen?" 2.200.000.000.000 - die Tafel ist gerade groß genug.

So viel Geld, erklärt die Kandidatin, nehmen die USAjährlich an Steuern ein. "Und was gibt Onkel Sam davon aus?" "Alles!", ruft einer im Saal. "Mehr als alles", korrigiert Bachmann. "1,5 Billionen mehr als alles", ergänzt sie und malt das zweite Zahlenmonster unter das erste. "Was passiert, wenn ihr es genauso macht? Wenn ihr fast doppelt so viel ausgebt von dem, was ihr einnehmt?" Es käme der Sheriff, das Häuschen wäre futsch, die Möbel stünden draußen vor der Garage. Nein, sagt die Kandidatin, so könne es nicht weitergehen. Man brauche jemanden, der wisse, wie man mit Geld umgehe. "Barack Obama versteht nichts davon."

Sioux City, eine Stadt am Missouri, Hochburg der Schweinezucht. Durch den Hotelsaal des Stoney Creek Inn dröhnen Country-Klänge. Winkend federt Bachmann herein: 1,56 Meter, Perlenkette, strahlendes Lächeln. Sie ist 55, Mutter von fünf eigenen und 23 Adoptivkindern und wirkt so dynamisch wie eine Fitnesstrainerin.

"Diese Ratingagentur hat die USA herabgestuft. Ist die Tea Party schuld?" , fragt sie in die Runde. "Nein!" , schallt es zurück. "Das hat aber unser Präsident so gesagt. Stimmt es etwa nicht?" "Neiiiin!"

Obama, der bedenkenlose Schuldenmacher - so ungefähr geht Bachmanns Leitmelodie. Sie dagegen gibt die Eiserne Lady mit Zahlenverstand. Einst habe sie das Bankenrettungspaket kritisiert und sich dafür mit allen angelegt, mit der eigenen Partei, der Wall Street, den Bankern. Nun habe sie sich gegen ein höheres Schuldenlimit gewehrt, energischer als alle ihre Kollegen.

Die Außenseiterin, die Washingtons Seilschaften aufmischt: Manches lässt an Obama denken, der an den Etablierten vorbei ins Oval Office zog. Genau wie Obama erzählt sie gern aus ihrer Familienbiografie, am liebsten von Urgroßvater Munson. "Die Pioniere haben Amerika aufgebaut. Obama lässt es vor die Hunde gehen."

So simpel die Sprüche klingen, so erfolgreich kann die Senkrechtstarterin damit punkten. In Iowa, wo im Jänner die Vorausscheidung der Konservativen beginnt, liegt sie vorn, gleichauf mit Mitt Romney, dem Ex-Gouverneur von Massachusetts. Vor sechs Monaten wussten höchstens Insider etwas anzufangen mit dem Namen der Abgeordneten aus Minnesota. Heute hat sie die allzu selbstgefällige Sarah Palin längst vom Sockel der Tea-Party-Königin gestoßen.

Eigentlich steht die zierliche Frau für die religiöse Rechte, doch deren Parolen spielen zurzeit nur am Rand eine Rolle. Was die Amerikaner beschäftigt, sind Arbeitslosigkeit und Rekorddefizite. Dem passt sich Bachmann so mühelos an, als sei die Ökonomie schon immer ihr Spezialgebiet gewesen.

Perry steigt ins Rennen ein

Nach George W. Bush will ein weiterer konservativer Gouverneur aus Texas ins Weiße Haus einziehen: Rick Perry, der den US-Staat seit fast elf Jahren lenkt, wird in das Rennen um die republikanische Präsidentschaftskandidatur einsteigen, hörte man zuletzt aus Parteikreisen. Offiziell soll die Kandidatur es bei einem Auftritt in South Carolina machen.

Experten erwarten, dass der 61-jährige Evangelikaner das Feld der bisherigen Bewerber aufmischt. Er scheint in der jüngsten CNN-Umfrage auf Platz zwei auf, gleich hinter Romney, noch vor Bachmann - dabei ist seine Bewerbung noch nicht einmal offiziell.

Perry übernahm den Gouverneursposten Ende 2000 von Bush - so lange wie er ist kein anderer derzeitiger US-Gouverneur im Amt. (Frank Herrmann aus Sioux City/DER STANDARD, Printausgabe, 13.8.2011)