Die Kreditwürdigkeit ist herabgestuft, die Kassen sind leer. Es ist ein Sommer der Pessimisten in Amerika, das sich so gern als Land der Optimisten versteht. Hellt sich der Konjunkturhimmel nicht bald auf, muss sich Barack Obama ernste Sorgen um die Wiederwahl machen.

Am Mann im Weißen Haus haben Amerikaner schon immer gern ihren Ärger ausgelassen, wenn die Wirtschaft stagniert. Eigentlich wäre es die Stunde der Opposition, der Republikaner. Die aber fallen nur durch Polemik auf, durch Parolen, die mit der Realität oft auf Kriegsfuß stehen.

Michele Bachmann, die neue Ikone der Tea Party, heftet sich ihr Nein beim Pokern ums Anheben des Schuldenlimits wie einen Orden an ihre Bluse. Rick Perry, der Gouverneur von Texas, beschwört das Amerika der 50er-Jahre, die beste Zeit, die allein deshalb nicht wiederkehrt, weil sich die Kräftebalance in der Welt verschiebt. Mitfavoriten wie Mitt Romney und Jon Huntsman halten sich bedeckt, da sie den Zorn der rechten Rebellen fürchten, sobald sie gemäßigte Töne anschlagen.

Kein Zweifel, die Populisten der Tea Party treiben das Kandidatenfeld mit Erfolg vor sich her. Wer zu früh Positionen der Mitte bezieht, muss Angst haben, vorzeitig auszuscheiden. Dabei wäre es höchste Zeit für pragmatische Lösungsansätze. Die Schwäche seiner ideologisch eingemauerten Gegner - darin besteht heute Obamas Stärke. Im Moment wirkt er wie der Erwachsene im Kinderzimmer. (DER STANDARD, Printausgabe, 16.8.2011)