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Er gilt als starker Kandidat mit guten Umfragewerten: Rick Perry, Gouverneur von Texas und Nachfolger von George W. Bush in diesem Amt. Der Tea-Party-Anhänger griff US-Präsident Obama an: Noch vier Jahre könne sich das Land nicht leisten.

Foto: Reuters /Young

Seinen Parteirivalen stahl er damit die Show.

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Die burschikose Art, der breite texanische Dialekt, die symbolischen Cowboystiefel - es gibt manches, was Rick Perry und George W. Bush gemeinsam haben. Als Bush ins Weiße Haus einzog, beerbte ihn Perry im Gouverneursamt zu Austin. In den Neunzigern waren die beiden sonntags in dieselbe Kirche gegangen, hatten ihre Kinder auf dieselbe Schule geschickt. Kurzum, sie waren Busenfreunde, wenn nicht persönlich, so doch auf alle Fälle politisch. Heute erweckt Perry den Eindruck, als wäre ihm die Nähe eher peinlich.

Bush hat in seinen Augen konservative Werte verraten. Er ließ die Staatsausgaben ausufern und schnürte im Strudel der Finanzkrise ein milliardenschweres Bankenrettungspaket, statt Pleitekandidaten untergehen zu lassen, wie es die reine Lehre verlangt. "Fiskalisch war Bush kein Republikaner" , tadelt Perry und verspricht, es selbst ganz anders zu machen.

Seit Samstag bewirbt sich der 61-Jährige ums Oval Office, und allein das Timing verrät gesundes Selbstvertrauen. Denn zeitgleich buhlten seine Parteifreunde bei der Straw-Poll, einem Stimmungstest in Iowa, um die Wählergunst. Klare Siegerin: die erzkonservative Michele Bachmann, die zu den stärksten Unterstützern der Tea-Party-Bewegung gehört.

Perry stellte sich in South Carolina auf eine sternenbannergeschmückte Bühne, um seinen Hut in den Ring zu werfen - und den Konkurrenten die Schlagzeilen zu stehlen. Seine Worte ließen an Ronald Reagan denken. Mit Pathos erinnerte er an den strahlenden Optimisten, der inmitten von Selbstzweifeln amerikanische Glorie beschwor und den die Republikaner seitdem wie einen Säulenheiligen verehren. "Das Versprechen unserer Zukunft ist groß, viel größer als selbst die besten Tage, die hinter uns liegen" , verkündete er.

Anders als Bush, ein Spross einer alten Gelddynastie, wuchs er in einfachsten Verhältnissen auf. Seine Eltern rackerten auf einer Baumwollfarm in Paint Creek, einem winzigen Kaff im Westen von Texas. Er selbst schaffte den Sprung aufs College, wo er Agrarwissenschaften studierte. Danach heuerte er bei der Luftwaffe an, irgendwann kehrte er zurück nach Paint Creek und beschloss, sein Glück in der Politik zu versuchen.

Was bemerkenswert ist: Perry begann bei den Demokraten, organisierte 1988 sogar die texanische Wahlkampagne des Präsidentschaftsanwärters Al Gore, bevor er zu den Konservativen wechselte.

Vom Baumwollfeld in die politische Spitzenetage: Mit so einer Biografie kann man punkten, weiß Perry, gerade in Zeiten, da die Tea Party das Misstrauen gegen alles schürt, was nach Elite und Establishment riecht.

Gern erzählt er davon, wie er kurzerhand einen Koyoten erschoss, der den Hund seiner Tochter bedrohte. Der entschlossene Texaner, die Flinte stets griffbereit - gegen die Skizze hat er nichts einzuwenden.

Der Rest des Landes, predigt der Gouverneur, möge sich einfach ein Beispiel an Texas nehmen. Hat der "Lone Star State" nicht ein Drittel aller Arbeitsplätze geschaffen, die seit 2008 in den USA entstanden? Die Rezession am besten gemeistert? Sieht man genauer hin, ist es ein Wirtschaftswunder mit Fragezeichen. Wer einen Job ergattert, bekommt oft nur den Mindestlohn. Überproportional viele Arbeitnehmer sind nicht krankenversichert. Zurzeit boomt die Ölbranche, doch das kann sich ändern, Texas kennt solche Fieberkurven.

Ein Vorbild für Amerika? Es gab Zeiten, da dachte Perry eher über eine Loslösung nach. Vor zwei Jahren schloss er die Abspaltung von den USA zumindest nicht aus. Vielleicht ist es heute seine Achillesferse. (Frank Herrmann aus Washington/DER STANDARD, Printausgabe, 16.8.2011)