Für wen eignet sich die Feldenkrais-Methode? "Für alle, die ein Nervensystem haben", scherzt der Bregenzer Feldenkrais-Lehrer Georg Feuerstein, "vor allem aber für alle, die neugierig sind." Natürlich könne man Indikationen aufzählen: Beschwerden an Stütz- und Bewegungsapparat, Gelenken, Kopfschmerzen, Migräne, Bandscheibenvorfall, neurologische Ausfälle nach Unfall oder Schlaganfall, Asthma, Kieferfehlstellungen, psychische Probleme. Defizitorientiertes Denken entspräche aber nicht der Feldenkrais-Philosophie, sagt Feuerstein, "denn bei Feldenkrais geht es um die Ressourcen".

Auch Beschwerden könnten Ressourcen sein, mit der Feldenkrais-Methode lerne man, sie zu erschließen, erklärt Feuerstein. "Gemeinsam mit dem Schüler werden Optionen entwickelt, obwohl das Röntgenbild, der Befund so oder so ist." Für das "Obwohl" ist der Bewegungslehrer selbst das beste Beispiel. Als 15-Jähriger erlitt er bei einem Mopedunfall ein Schädel-Hirn-Trauma, galt als klinisch tot. Die Feldenkrais-Methode, auf die er vor 32 Jahren stieß, habe ihm Schlüsselantworten für den Umgang mit seinem Behindertsein gegeben, sagt Feuerstein: "Ich kann meine Behinderung zwar nicht wegzaubern, aber trotz Behinderung gut leben."
Am Anfang der Gedanke

Wichtig sei, nicht nur die gelähmte, die "schlechte" Seite zu behandeln, "sondern zu erkennen, dass Verbesserungen nur möglich sind, wenn man mit der Steuereinheit, dem Nervensystem, kommuniziert". Voraussetzung für jede Verbesserung sei der Gedanke. Feuerstein: "Es geht um ein bewegliches Gehirn." (Jutta Berger, DER STANDARD Printausgabe, 16.08.2011)