Budapest - In Ungarn wechseln immer mehr Schulen von verschuldeten Gemeinden in die Trägerschaft von Kirchen und Religionsgemeinschaften. Nach Recherchen der ungarischen Wochenzeitung "Heti Valasz" wurden in den vergangenen Monaten mehr als 60 Schulen und Kindergärten übergeben, das ungarische Staatssekretariat für Bildung spricht sogar von mehr als 80 Schulen. Konkret geht es vor allem um Bildungseinrichtungen mit sinkenden Schülerzahlen in Kleinstädten und Dörfern in der ungarischen Tiefebene sowie im Norden des Landes.

Grund für die Übergabewelle ist der rigorose Sparkurs, den zahlreiche Gemeinden wegen ihrer schlechten Budgetsituation fahren müssen. Etliche Gemeinden versuchen in dieser Situation, die teure Erhaltung ihrer Schulen an private Träger zu übergeben. Die Schulerhaltungskosten fallen damit aus den Gemeindebudgets heraus; private Schulträger wie die anerkannte Kirchen in Ungarn bekommen ihre Förderungen zur Schulerhaltung nämlich direkt aus dem zentralen ungarischen Staatshaushalt. Vor allem die evangelische Kirche nutzt laut "Heti Valasz" die Möglichkeit zum Ausbau und zur Stärkung ihrer Pfarrgemeinden. Sie hat Schulen übernommen, die von genügend vielen Schüler besucht werden und zudem aus seelsorglicher Perspektive eine vielversprechende Lage haben.

Die katholische Kirche in Ungarn ist bei der Übernahmewelle zurückhaltender. Während der Bischof der Diözese Szeged, Laszlo Kiss-Rigo, die Übernahmen unterstützt, mahnt der Budapester Kardinal Peter Erdö zur Vorsicht. (APA)