Foto: Oliver Weiss
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Foto: Birgit Schweitzer und Oliver Weiss

Bei mir hat das Buch „Endlich Nichtraucher" immerhin 12 Jahre lang Wirkung gezeigt. Dann aber hat mir eine einzige Zigarette offenbart, was ich ohnehin wusste: Einmal Raucher, immer Raucher. In meinem Fall funktioniert ein „bisschen" Rauchen nämlich nicht. Und der angebliche Grund für mein unbändiges Bedürfnis mir mehrmals täglich einen Glimmstengel in den Mund zu stecken: Ich war kein Stillkind.

Oraler und manueller Ersatz

Psychologisch betrachtet ist meine Nikotinsucht also erklärbar. Als ungestilltes Kind habe ich nach einer oralen Ersatzbefriedigung gesucht und auch gefunden. Mein Rückfall dauert nun schon wieder ganze drei Jahre an. Ein zweiter Entwöhnungsversuch mit Allen Carr hat nicht funktioniert.

Darum habe ich mich auf die Suche nach oralem Ersatz und einer Beschäftigungstherapie für meine Hände begeben. Süßigkeiten, Nicotin-Kaugummis, Nägelbeißen und Daumenlutschen kommen für mich allerdings nicht in Frage. Mit dem Buch „Lass stecken - Kritzeln statt Qualmen" wurde ich zuletzt aber fündig.

Kritzeln als Therapie

Fortan sind meine unterforderten Finger mit der bildnerischen Gestaltung tödlicher Giftstoffe, phantasievoller Rauchschwaden und der schrecklichsten Zigarettenpackung der Welt beschäftigt. Und während ich mich vom Rauchersex inspirieren lasse oder aber an einem kleinen Daumenkino vom sich auflösenden Raucher herumbastle, tobe ich mich ganz nebenbei auch noch verbal aus. Ich beschuldige, denunziere, beschimpfe vollkommen ungeniert und gebe mich dabei meinen schönsten Raucherinnerungen hin. Herrlich. Das befreit und dient noch dazu einem therapeutischen Zweck.

Kurz aber vergnüglich

Das kreative Malbuch nimmt der traurigen Tatsache, dass ich nikotinsüchtig bin endlich seine Ernsthaftigkeit. Langfristige Rauchfreiheit verspreche ich mir von dem humorvollen Zeitvertreib nicht, zumindest aber kommt mein Stilldefizit beim Stiftekauen für ein paar Stunden auf seine Kosten. (derStandard.at, 17.08.2011)