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Natürlich hat Heimkehrer Cesc Fàbregas bei Barcelona ein Leiberl. Ob er es auch regelmäßig im Verlauf von Pflichtspielen küssen darf, ist noch nicht heraußen.

Foto: AP/Siu Wu

Barcelona/Wien - Es wird sich ein wenig umstellen müssen, das gute Dutzend junger Damen und Herren, die im Megastore des FC Barcelona im Stadion Camp Nou für das sogenannte Beflocken jener sauteuren offiziellen Teamleiberln zuständig ist, die Tag für Tag, von zehn bis 21 Uhr, zu Tausenden an Fans verkauft werden. Der absolute Renner war bisher selbstredend der Schriftzug Messi mit der dazugehörigen Nummer 10. Nur vereinzelt werden von den Emsigen die je nach Größe (exklusive Beflockung) zwischen 52,49 und 80,99 Euro kostenden Shirts mit dem Namenszug Xavi, Villa oder Iniesta versehen.

Das Star-Trio wird nach Leiberlverkaufszahlen ab nun auch hinter einem weiteren, ganz besonderen Herzibinki der Fans zurückstehen müssen. Seit Montag, seit seiner endgültigen Verpflichtung von Arsenal London, ziert die weitaus meisten neu ausgegebenen warmen Textilsemmeln der Name Fàbregas samt Nummer 4.

35.000 Menschen wohnten der Vorstellung des 24-Jährigen zu Mariä Himmelfahrt im Camp Nou bei - als ob ihnen Fàbregas hätte vorgestellt werden müssen. Der Katalane ist schließlich in Barças Nachwuchs fast groß geworden, ehe er im September 2003 als 16-Jähriger nach London wechselte, um bei den Gunners erst zum jüngsten Spieler der Ersten aller bisherigen Zeiten und dann, fünf Jahre später, gar Kapitän von Arsenal zu werden.

Der medial als "Heimkehr des verlorenen Sohnes" gefeierte Transfercoup war nur eine Frage der Zeit. Ob er für alle beteiligten Parteien klug war, wird sich ebenfalls erst weisen. Ein überschaubares Risiko nahm der FC Barcelona, obwohl für den hochverschuldeten Champion von Spanien und Europa die Ablöse für Fábregas in Höhe von alles in allem 40 Millionen Euro - quasi 500.000 zusätzlich verkaufte Leiberln - auch kein Pappenstil ist. Bei Arsenal weinen sie dem Welt- und Europameister, der gar fünf Millionen der Transfersumme selbst beigesteuert haben soll, jetzt schon nach. "Wir haben immer gesagt, dass wir nicht wollen, dass Cesc geht. Aber wir verstehen seinen Wunsch, zu seinem Heimverein zurückzukehren", sagte Coach Arsène Wenger, der sich um eine neue Schaltstelle im Mittelfeld umsehen muss.

Das größte Risiko trägt aber Fàbregas selbst. Langfristig könnte er den 32-jährigen Spielgestalter Xavi Hernández ersetzen. Kurzfristig werden zwar viele Fans sein Leiberl kaufen, er selbst droht aber in der perfekt funktionierenden Mannschaft des Josep Guardiola kein Stammleiberl zu haben.

Die Heimkehr bezeichnete Fàbregas selbst als "eine unglaubliche Herausforderung, die Herausforderung meines Lebens".

Sie beginnt vielleicht heute, Mittwoch, im Rückspiel um den spanischen Supercup gegen Real. Nach dem 2:2 vom Sonntag in Madrid hat Barcelona daheim alle Trümpfe in der Hand. Ob Guardiola auch die Karte Fàbregas ausspielt, war bis zuletzt offen. Dessen Einsatz samt guter Leistung und also Titelgewinn wünschen sich die Barça-Fans - das gute Dutzend junger Damen und Herren, die im Akkord Leiberl beflocken, vielleicht ausgenommen.

Natürlich hat Heimkehrer Cesc Fàbregas bei Barcelona ein Leiberl. Ob er es auch regelmäßig im Verlauf von Pflichtspielen küssen darf, ist noch nicht heraußen. (DER STANDARD PRINTAUSGABE 17.8. 2012)