Jasmin Zimmer hat Psychologie und Pädagogik in München studiert. Seit mehreren Jahren arbeitet sie als Betreuerin in STEP-Mädchenwohngruppen in Oberösterreich und bietet Reittherapie an.

Foto: Ragna Witte

Dass Pferde Freude spenden ist nichts Neues, dass sie aber auch bei der Therapie von misshandelten und traumatisierten Kindern helfen können, ist vielen noch nicht bekannt. In Oberösterreich erhalten Mädchen, die aus verschiedensten Gründen nicht bei ihren Familien aufwachsen können und in betreuten Wohnprojekten der Initiative STEP leben, einmal die Woche Reitunterricht - und die Erfolge können sich sehen lassen.

Wanderritt

Seit kurzem gibt es jetzt erstmals ein EU-Projekt, das 16 Mädchen aus Deutschland und Österreich die Möglichkeit gibt, einen mehrtägigen Wander-Ritt auf der Mühlviertler Alm in Oberösterreich zu bestreiten. Vorgesehen ist, dass acht Mädchen aus Österreich und acht aus Deutschland und davon jeweils vier aus betreuten WGs und vier aus lokalen Reiterschulen an dem Abenteuer teilnehmen. Die geschulten Reiterinnen sollen dabei jeweils einem Mädchen unter Reittherapie zugeteilt werden und sich gegenseitig unterstützen und voneinander lernen. 

Was ist Reittherapie?

"Eine Reittherapie kann man sich im Prinzip wie eine Gesprächstherapie über das Medium Pferd vorstellen", erläutert Jasmin Zimmer, die Projektkoordinatorin und Pädagogin gegenüber dieStandard.at. Mädchen, die viele Jahre Misshandlungen oder Missbrauch ausgesetzt waren, können nämlich anfänglich kaum über ihre Erfahrungen sprechen. "Ein Pferd hilft bei der Therapie, weil es das Verhalten des Menschen widerspiegelt." Ein weiterer Pluspunkt sei seine Bereitschaft, alle Menschen so zu nehmen wie sie sind und Zuneigung zu verteilen.

Manche Mädchen finden über das Reiten wieder zurück ins Leben, wie das Beispiel der jahrelang misshandelten L. zeigt: "Sie hat am Anfang das Pferd wochenlang nur geputzt. Dann kam der Moment, als sie sich traute, das erste Mal aufzusteigen. Dann habe ich sie viele Male an der Leine herumgeführt und schließlich kam der Moment, wo sie sich schließlich traute, die Zügel in die Hand zu nehmen", erklärt die Pädagogin.

Vollständige Finanzierung noch ausständig

Ende September soll der Ausritt starten, doch für die endgültige Realisierung fehlen noch mehrere Tausend Euro. Die Finanzierung der EU erfordert ja eine Zweitfinanzierung im Mitgliedsland, doch weder Deutschland noch Österreich haben Mittel zugeschossen. Zimmer hat sich deshalb an die Plattform respect.net gewandt, die potentielle SpenderInnen für soziale Projekte online zusammenbringen will.

Bereits jetzt ist der Nutzen des Projekts unübersehbar. Der Wunsch, einen Wanderritt zu unternehmen, kam ja von den Mädchen selbst und sie strengen sich an, den Anforderungen für den Ausritt zu entsprechen. „Ich habe meinen Mädchen gesagt, dass ich mich auf sie verlassen können muss, wenn ich das Projekt in Angriff nehme. Und das funktioniert jetzt auch." (red, dieStandard.at, 17.8.2011)