Den Haag - Das Sondertribunal für den Libanon (STL) hat die bisher geheim gehaltene Anklage gegen die mutmaßlichen Mörder des libanesischen Ex-Ministerpräsidenten Rafik Hariri bestätigt. Das Beweismaterial sei hinreichend für einen Prozess und dürfe daher jetzt veröffentlicht werden, teilte das Tribunal in Leidschendam bei Den Haag ansässige Tribunal am Mittwoch mit.

Zuvor hatte der Sondergerichtshof bereits seine Anweisung zur Geheimhaltung der Namen der vier Angeklagten aufgehoben. Allerdings hatte die libanesische Justiz bereits am 9. August erklärt, die Festnahme der Männer sei nicht möglich, weil sie flüchtig seien und ihr Aufenthaltsort nicht bekannt sei.

Das STL hatte im Juni Haftbefehle gegen die mutmaßlichen Täter erlassen, bei denen es sich um Mitglieder und Funktionäre der schiitischen Hisbollah-Bewegung handelt. Unter ihnen ist auch Mustafa Badreddin, ein Schwager des Hisbollah-Kommandeurs Emad Mughnija, der 2008 in der syrischen Hauptstadt Damaskus durch einen Bombenanschlag ums Leben gekommen war. Es wird angenommen, dass sich die Verdächtigen in den Iran abgesetzt haben.

Die Staatsanwaltschaft beim Libanon-Tribunal wirft den Angeklagten vor, das Bombenattentat organisiert zu haben. Dabei waren Hariri und mehr als 20 weitere Menschen am 14. Februar 2005 in Beirut getötet worden. Der Geschäftsmann Hariri war von 2000 bis 2004 libanesischer Ministerpräsident.

Staatsanwalt Daniel Bellemare begrüßte die Freigabe der Anklageschrift, deren Inhalt allerdings zuvor weitgehend in die Medien durchgesickert war. Die Öffentlichkeit könne sich nun ein exaktes Bild von den Vorwürfen im Zusammenhang mit dem Hariri-Mord machen. "Die ganze Story wird sich allerdings erst im Gerichtssaal entfalten, wo ein öffentlicher, fairer und transparenter Prozess zu einem Urteil führen wird", sagte er. Die Prüfkammer des STL betonte, die Freigabe der Anklageschrift "bedeutet nicht, dass die Angeklagten schuldig sind, sondern lediglich, dass es genügend Material für einen Prozess gibt". (APA)