Wien - Gas wird wieder teurer: Kunden in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland müssen ab 1. Oktober um 3,2 bis 5,5 Prozent mehr bezahlen, teilte die EnergieAllianz, die gemeinsame Vertriebstochter von Wien Energie, EVN und Bewag/Begas, mit. Es ist bereits die zweite Preiserhöhung in diesem Jahr: Der Gaspreis ist per 1. April 2011 um durchschnittlich 9 Prozent erhöht worden. Begründet wird die Anhebung mit den höheren Ölpreisen. In Wien wird per 1. September Fernwärme teurer, gleichzeitig kommt ein neues Tarifmodell für Niedrigenergiehäuser.

Ein durchschnittlicher Haushalt mit einem Gas-Jahresverbrauch von 10.700 Kilowattstunden im Jahr zahlt in Wien künftig um rund 44,50 Euro mehr pro Jahr, in Niederösterreich um 28,60 Euro und im Burgenland um 25,70 Euro mehr, hieß es aus der EnergieAllianz (EAA).

Die Ölpreisentwicklung der vergangenen Monate wirke sich nun auch auf die Preispolitik aus, so die EAA in ihrer Pressemitteilung. Bei den langfristigen Gasbezugsverträgen wirke sich die Ölpreisentwicklung mit einer Verzögerung von drei bis sechs Monaten aus. Der Monatsmittelwert der Rohölpreise der Sorte Brent habe sich zwischen Jänner und Juli 2011 auf Euro-Basis um 12 Prozent erhöht. Diese Entwicklung führe auch für die EAA-Gruppe zu erhöhten Gasbeschaffungskosten. Die vor diesem Hintergrund betriebswirtschaftlich erforderlichen Endkundenpreismaßnahmen würden zum spätestmöglichen Zeitpunkt am 1. Oktober 2011 umgesetzt. Die EnergieAllianz hat in Österreich rund 900.000 Gaskunden.

Preisanstieg bei Fernwärme

In Wien wird per 1. September Fernwärme teurer. Ein durchschnittlicher Kunde in einer 70-Quadratmeter-Wohnung zahlt künftig um 8,2 Prozent bzw. rund 36 Euro pro Jahr mehr. Neu eingeführt wird ein Tarif für Niedrigenergiehäuser. Neukunden, deren Gebäude einen Heizwärmebedarf von maximal 50 kWh pro Quadratmeter und Jahr haben, können diesen Tarif in Anspruch nehmen. Dabei werden die fixen Grundkosten gesenkt, die verbrauchsabhängigen Bezugskosten gleichzeitig erhöht. Dadurch werden zusätzliche Anreize für ein energieeffizientes und verbrauchsbewusstes Abnahmeverhalten geschaffen, so die Wien Energie in einer Pressemitteilung. Die Kosteneinsparungen für einen Durchschnittskunden bei Raumwärme werden mit rund 50 Euro pro Jahr beziffert.

Die Gaskunden der EVN zahlen ab Oktober um 3,6 Prozent mehr. EVN-Sprecher Stefan Zach verweist darauf, dass Qualitätsanbieter auch große Gasmengen einspeichern, damit etwaige Lieferengpässe für die Kunden nicht spürbar werden. Die EVN hat rund 290.000 Gaskunden. Mehr als 20.000 Kunden sind nicht von der jetzigen Gaspreiserhöhung betroffen, sie haben entweder einen garantierten Tarif oder ein Floating-Tarifmodell gewählt.

Im Burgenland steigt der Gaspreis mit 1. Oktober laut Angaben der BEGAS um 3,2 Prozent. Für einen Kunden mit einem durchschnittlichem Jahresverbrauch von 10.700 Kilowattstunden (kWh) bedeute dies einen monatlichen Mehraufwand von 2,13 Euro, bezogen auf die Gesamtkosten (einschließlich Energiepreis, Netzgebühren, Steuern und Abgaben), so eine Sprecherin.

Die oberösterreichische Ferngas AG wird aller Voraussicht nach Mitte Oktober den Gaspreis erhöhen. Es müsse zu einer Korrektur kommen, wenn sich auf der Beschaffungsseite nichts ändere, sagte der Geschäftsführer der Oö. Gas-Wärme GmbH, Klaus Dorninger, am Mittwoch zur APA. Angedacht seien 4 bis 5 Prozent auf die Gaspreisbasis, das entspreche für einen Durchschnittshaushalt bei einem Jahresverbrauch von 15.000 Kilowattstunden (kWh) etwa 4 Euro mehr im Monat, also 48 Euro im Jahr.

Sollte sich die Lage deutlich entspannen, könnte die Anpassung auch geringer ausfallen. Sie passiere auf jeden Fall "so moderat wie möglich", so Dorninger. Von einer Erhöhung gehe er aber aus.

Keine weitere Erhöhung

Andere Versorger wollen in den nächsten Monaten nicht erhöhen. Die Energie Steiermark hat zuletzt am 1. Juni die Gaspreise um bis zu 7 Prozent angehoben.

Die Salzburg AG hat den Gaspreis ebenfalls Anfang Juni erhöht. "Eine weitere Erhöhung ist von uns derzeit nicht geplant. Das ist für uns jetzt kein Thema", so deren Sprecher Sigi Kämmerer.

Beim Kärntner Energieversorger Kelag, der rund 25.000 Gaskunden beliefert, "ist derzeit eine Erhöhung des Gaspreises kein Thema", sagte Unternehmenssprecher Josef Stocker. Zuletzt hatte die Kelag am 1. Oktober 2010 den Gastarif für die Kunden um 6,3 Prozent angehoben. Die Klagenfurter Stadtwerke klagen zwar, dass "derzeit der Einkaufspreis des Gases über den Tarifen liegt". In den kommenden drei Monaten sei aber "keine Erhöhung des Gaspreises geplant".

In Tirol schloss der Geschäftsführer der mehrheitlich landeseigenen TIGAS, Philipp Hiltpolt, für heuer eine Gaspreiserhöhung aus. "Was 2012 sein wird, kann heute noch niemand sagen", meinte er. Man müsse die weitere Entwicklung genau beobachteten, betonte er.

Die seit einem Monat in Österreich tätige deutsche goldgas erklärte heute in einer Presseaussendung, dass mit 1. September die ersten Kunden beliefert würden. Das gesteckte Ziel, bis Jahresende 3.300 Kunden zu gewinnen, sei "ambitioniert, aber realistisch". Mit der Resonanz am Markt sei man sehr zufrieden sei. "Die Kunden haben offensichtlich auf faire Preise gewartet", so goldgas-Geschäftsführer Michael Notzon.

Experten weisen darauf hin, dass Gasanbieter, die weniger auf langfristige Lieferverträge setzen, von derzeit vergleichsweise günstigeren Spotmarkt-Preisen profitieren. Viele Gasversorger in Deutschland und Österreich haben Langfrist-Verträge mit Ölpreisbindung abgeschlossen und versuchen derzeit auch, mit ihren Lieferanten niedrigere Gaspreise zu verhandeln. Der deutsche Energieriese E.ON beispielsweise hat Anfang August ein Schiedsgericht angerufen, weil er mit seinen Forderungen nach günstigeren Gaslieferungen bei dem russischen Gazprom-Konzern auf Granit gebissen hatte. (APA)