Berlin - Mit Hilfe einer Belohnung von 5000 Euro versucht die Polizei Hinweise auf die nächtlichen Auto-Brandstifter in Berlin zu erhalten. In der Nacht zu Mittwoch wurden erneut 15 Fahrzeuge angezündet. Der Hannoveraner Kriminologe Christian Pfeiffer vermutet in der Häufung der Anschläge einen Nachahmungseffekt der Straßenkrawalle von Großbritannien.
"Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren", erklärte die Berliner Polizei am Mittwoch. In drei Nächten zündeten unbekannte Täter in den vergangenen Tagen 29 Autos an. Die Zahl der in Brand gesetzten Fahrzeuge lag damit bereits im August mehr als doppelt so hoch wie im Vorjahr, als insgesamt 54 Fahrzeuge angesteckt wurden.
Der Staatsschutz ermittelt, doch bisher gibt es wenige Ergebnisse. Staatsanwaltschaft und Polizei stellten deshalb am Mittwoch eine Belohnung von 5000 Euro für Hinweise in Aussicht.
"Mangelnde Erfolge im realen Leben kompensieren"
Der Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, Pfeiffer, sagte der Nachrichtenagentur AFP zu den möglichen Motiven der Täter: "Das sind vermutlich Action-orientierte junge Männer, die mangelnde Erfolge im realen Leben kompensieren wollen."
Es sei unsicher, ob hinter ihrem Handeln eine politische Aussage stecke. Pfeiffer sah einen Zusammenhang zwischen dem starken Anstieg von Brandanschlägen auf Autos in Berlin und den Krawallen in Großbritannien. "Einen Protest größeren Ausmaßes können die Täter nicht organisieren, soviel Power haben sie nicht", sagte der Kriminologe. Das Anzünden von Autos verschaffe ihnen ein "Gefühl der Macht", weil sie die Polizei "austricksen" könnten.
Nach Polizeiangaben sind "seit geraumer Zeit" jede Nacht mehr als hundert zusätzliche Beamte im Einsatz, wie ein Sprecherin gegenüber AFP bestätigte. Die Einrichtung einer polizeilichen Sonderkommission lehnte Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) am Mittwoch aber ab. Körting sagte im RBB-Inforadio, das Landeskriminalamt habe eine eigene Abteilung, die sich mit Brandanschlägen befasse. Das sei ausreichend. Der CDU-Landeschef Frank Henkel hatte eine Sonderkommission gefordert.
Körting sagte weiter, er habe "als Bürger eine ungeheure Wut auf das, was da passiert". Man wisse nichts über den oder die Täter. Es gebe teilweise einen linksextremistischen Hintergrund. Inzwischen spiele aber auch Nachahmung eine große Rolle.
Verdächtige konnte die Polizei bisher nur selten fassen. In den vergangenen zwölf Monaten gab es nach Informationen der Justizpressestelle lediglich drei Prozesse, von denen einer mit einem Freispruch, die anderen mit Verurteilungen endeten. (APA)