Die Pfarre Dechantskirchen spart unter anderem mit der Fotovoltaikanlage jährlich 45 Tonnen an CO2 ein

Foto: Johann Oswald

Dechantskirchen - Eigentlich, sagt Pfarrer Wolfgang Fank, wollte man vor sechs Jahren nur das baufällige Kirchendach renovieren. "Ein paar Jugendliche haben dann vorgeschlagen, dass wir am Dach auch gleich eine Fotovoltaikanlage anbringen könnten. Aber das hat uns das Denkmalamt verboten." Das Engagement der kleinen oststeirischen Pfarre Dechantskirchen in Sachen Umweltschutz ließ sich dadurch freilich nicht mehr aufhalten. "Wir wollten ein Zeichen setzen" , sagt der 68-jährige Pfarrer. Und weil das Denkmalamt auch beim Kirchenvorplatz keine baulichen Änderungen zuließ, sammelt die Solarstromanlage seit sechs Jahren eben Sonnenenergie vor dem alten Schulhaus gleich neben der Kirche.

Für die Pfarre war die Anschaffung der Anlage ein finanzieller Kraftakt. 34.000 Euro hat sie gekostet. Fank musste seine ganze Überzeugungskraft ausspielen, um die Pfarrmitglieder der 1600-Einwohner-Gemeinde für alternative Energien zu begeistern und sie für das Projekt zu gewinnen. "Ich habe selbst bei meinen Predigten darauf hingewiesen" , erzählt der Missionar.

Schließlich ist das Geld fast ausschließlich durch Spenden zusammengekommen. "Die letzten 100 Euro hat der Pfarrer von seinem Privatgeld gespendet" , sagt Volksschullehrerin Maria Knöbl, die seit 2008 zertifizierte "kirchliche Umweltmanagementbeauftragte" ist. Der Strom wird ins öffentliche Netz eingespeist, pro Kilowatt bekommt die Pfarre aufgrund der hohen Förderung 60 Cent gutgeschrieben. In sechs Jahren sind 23.000 Euro zusammengekommen. "Wir haben das Geld von der Gemeinde für den Umweltschutz geschenkt bekommen" , sagt Fank, der seit 16 Jahren in Dechantskirchen predigt. "Also investieren wir es weiter."

Neue Solarstromanlage

Schon 2012 wird das nächste Projekt verwirklicht, der Sandplatz des Kindergartens im Ort wird mit einer neuen pfarrlichen Fotovoltaikanlage überdacht. Dagegen hat der Denkmalschutz nichts einzuwenden. Und Fank denkt weiter. Am alten Fußballplatz soll eine Gemeinschaftssolaranlage mit Bürgerbeteiligung entstehen, 50 Personen könnten Anteile daran zeichnen. Fank: "In fünf Jahren werden wir wohl die nächste Anlage bauen."

Vor einem Monat wurde Dechantskirchen als erste Pfarre mit dem Preis der europäischen Umweltschutzrichtlinie Emas 2011 ausgezeichnet. Der Grüne Gockel, der auf dem Kirchendach thront, kündet weithin sichtbar von den Umweltbemühungen und der Vorbildwirkung der Pfarre - auch abseits der Solaranlage. So sind Pfarrhof und Pfarrkirche auf Ökostrom umgestiegen, und die 14 Jahre alte Ölheizung wurde 2007 durch eine Hackschnitzelheizung ausgetauscht. Insgesamt wird in der Pfarre der Ausstoß von 45 Tonnen CO2 pro Jahr ein gespart.

Zusätzlich zur EU-Umweltaktion "Autofreier Tag" (22. September) veranstaltet die Pfarre, diesmal am 11. September, den "Autofreien Sonntag" . Eine Woche später, also näher zum EU-Aktionstag, wäre es nicht gegangen. Fank: "Da findet bei uns eine Motocross-Veranstaltung statt." (David Krutzler, DER STANDARD Printausgabe, 18.8.2011)