Wien - Am Anfang stand die Privilegiendebatte. Nachdem die FPÖ rund um Jörg Haider Ende der 90er-Jahre genüsslich die Begünstigungen der Kammer-Mitarbeiter anprangerte, entschloss man sich dort zum Umstieg in ein Pensionskassensystem. Da die Pensionskassen, im Fall der Arbeiterkammer sind das die VBV und die Valida, aber die versprochene Renditen nicht immer erzielen konnten, ist die Arbeitnehmervertretung nun mit finanziellen Mehrbelastungen konfrontiert - der Standard berichtete.

Gehen die Börsen in den kommenden Monaten nicht deutlich nach oben, rechnet AK-Direktor Werner Muhm für heuer mit einer Nachschussbelastung von "deutlich unter fünf Millionen" Euro. Einen ähnlich großen Betrag musste man bereits nach dem Börsencrash des Jahres 2008 nachschießen.

Hintergrund dafür ist, dass die AK für die Hälfte ihrer 2500 Mitarbeiter leistungsorientierte Pensionskassenverträge hat. In diesen Fällen muss der Arbeitgeber einspringen, wenn die Performance der Kassen zu niedrig ausfällt.

In der Privatwirtschaft gibt es nur relativ wenige Arbeitgeber, die solche Zusagen treffen. Im Normalfall wird bei schlechter Rendite die private Zusatzpension gekürzt.

Anreiz zum Wechsel

Den älteren AK-Mitarbeitern habe man aber eine fixe Pensionshöhe zusagen müssen, weil sonst vor zwölf Jahren niemand in das neue System gewechselt wäre, heißt es in der Kammer. Und wäre der Großteil der Bediensteten damals nicht umgestiegen, hätte man heute wohl mit noch deutlich höheren Kosten zu kämpfen.

Das alte Dienstrecht sah nämlich vor, dass die Mitarbeiter mit 80 Prozent des Letztbezugs in Pension gehen konnten. Die Arbeiterkammer übernahm dabei die Differenz zwischen der staatlichen Pension und dem Pensionsanspruch laut Dienstrecht.

Seit 2003 gibt es nur mehr beitragsorientierte Pensionskassenverträge. In diesen Fällen trifft die Kammer keine Nachschusspflicht. (Günther Oswald, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.7.2011)