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Polizeieinsätze gegen Demonstranten.

Foto: REUTERS/Susana Vera

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Die Proteste laufen zum überwiegenden Teil friedlich ab.

Foto: Daniel Ochoa de Olza/AP/dapd

Madrid - Inmitten von Protesten hat Papst Benedikt XVI. am Donnerstag seinen viertägigen Besuch des Weltjugendtags in Madrid begonnen. Bei seinem ersten Auftritt vor hunderttausenden Gläubigen im Zentrum der spanischen Hauptstadt warnte er vor "modischen Ansichten" und "Launen des Augenblicks". Die Polizei verhinderte eine Demonstration von Homosexuellen gegen die Lehren der katholischen Kirche und kesselte eine weitere Kundgebung von Gegnern ein.

Die Gläubigen bereiteten dem im Zentrum der Hauptstadt einen begeisterten Empfang. Der Bürgermeister von Madrid, Alberto Ruíz-Galardón, händigte dem Oberhaupt der katholischen Kirche symbolisch die Schlüssel der Stadt aus. Jugendliche übergaben Benedikt XVI. mehrere Geschenke, darunter einen kleinen Olivenzweig als Friedenssymbol.

Auf der zentralen Plaza de Cibeles riet der Papst seinen Zuhörern von einer riesigen Bühne herab, ihr Leben auf "festem Stein" und nicht auf Sand zu begründen, der "vom ersten Windstoß" hinweggefegt werden könne. "Überall warten Versuchungen, und es ist wichtig, ihnen nicht zu erliegen", predigte Benedikt XVI.

Vier Tage in Madrid

Bereits am Mittag sagte er bei seiner Ankunft am Flughafen Barajas mit Blick auch auf die Jugendproteste in Spanien, der Mensch und nicht der Profit müsse Mittelpunkt der Wirtschaft sein. Die Arbeitslosigkeit liegt in Spanien bei mehr als 20 Prozent. Besonders betroffen sind junge Menschen, die sich aus Wut zuletzt zur Protestbewegung der sogenannten Empörten zusammengetan hatten.

Am Flughafen wurde der Papst von König Juan Carlos und Königin Sofia empfangen. Von dort machte er sich im Papamobil auf den Weg ins Stadtzentrum. Der 84-Jährige will sich vier Tage lang in Madrid aufhalten. Höhepunkt seines Besuchs sind ein Kreuzweg am Freitag, eine Abendandacht auf der Luftwaffenbasis Cuatro Vientos vor der Stadt am Samstag und eine Messe am Sonntagvormittag.

"Sie haben mich fünf oder sechsmal geschlagen"

Die spanische Polizei ist mit Schlagstöcken gegen etwa 150 Demonstranten vorgegangen, die am Rande des Weltjugendtages in Madrid gegen den Besuch des Papstes protestierten. Die Demonstration auf dem Platz Puerta del Sol sei am Donnerstagabend von mehr als hundert Polizisten gewaltsam beendet worden, berichtete ein AFP-Journalist. Vor dem Einschreiten der Beamten hätten die Demonstranten eine Aufforderung zur Auflösung ihres Protestes missachtet.

"Sie haben mich fünf oder sechsmal geschlagen", sagte ein 30-jähriger Demonstrant. "Wir sind unbewaffnet gekommen, wir haben nichts getan."

Am Donnerstagabend sollte der Papst mit einer Kussaktion von etwa hundert Lesben und Schwulen konfrontiert werden, aber die Polizei verhinderte die Kundgebung gegen den "Fundamentalismus" und die rigide Sexualmoral der katholischen Kirche. Zudem kesselten Beamte etwa hundert Demonstranten auf einem Platz in der Nähe der Plaza de Cibeles ein und schloss umliegende Bahnhöfe.

Während des Flugs nach Spanien mit seinen großen wirtschaftlichen und sozialen Schwierigkeiten hatte Benedikt die "Verantwortung" Europas in der Krise, anderen Menschen und Ländern gegenüber bekräftigt. Er wandte sich erneut strikt gegen ein Wirtschaften, das die Ethik vergesse. "Man muss Arbeit schaffen und den Planeten schützen", verlangte das Kirchenoberhaupt, wie Medien berichteten.

Ein Chemiestudent, der einen Giftgas-Anschlag auf eine Kundgebung von Papstgegnern in Madrid geplant haben soll, wurde am Donnerstag vom Haftrichter gegen Auflagen freigelassen. Der 24-Jährige habe nicht ernsthaft die Absicht gehabt, seine in Internetforen verbreiteten Drohungen in die Tat umzusetzen, entschied der Richter. Der Student muss aber seinen Pass abgeben und sich täglich zweimal bei der Polizei melden.

Der Mexikaner hatte im Internet Hasstiraden gegen Kirchengegner und Homosexuelle verbreitet. Die Drohungen mit einem Anschlag aber hatte selbst die Staatsanwaltschaft als "schlechten Scherz" bezeichnet. Einen Anschlag mit Giftgas habe der 24-Jährige nicht verüben können, weil er nicht über die notwendigen Chemikalien verfügt habe. (APA)