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Hazare: lieber Haft als Verzicht auf Menschenrechte.

Foto: Reuters/Halder

Neu-Delhi - Der indische Bürgerrechtler Kisan Baburao Hazare wollte aus Protest gegen die in seinem Land grassierende Korruption fasten - "notfalls auch bis zum Tod" . Doch die Polizei nahm ihn, gemeinsam mit rund 1400 Anhängern, am Dienstag fest.

Da aber in der Folge mit öffentlichem Aufruhr zur rechnen war, was in Indien immer wieder zu Todesopfern führt, wollten ihn die Behörden umgehend wieder freilassen. Dagegen wehrte sich allerdings der 74-jährige Hazare, der von seinen Anhängern liebevoll immer nur "Anna" - großer Bruder - genannt wird: Er wolle solange im Gefängnis bleiben, bis er die behördliche Genehmigung erhalte, mit einem "Todesfasten" gegen die seiner Ansicht nach lasche Haltung der Regierung in Korruptionsfragen zu protestieren. Nach zweitägigen, zähen Verhandlungen erklärte sich Hazare nun zum Verlassen seiner Gefängniszelle bereit.

Die Polizei hatte Hazare zunächst angeboten, seinen Hungerstreik auf drei Tage zu befristen. Der Aktivist forderte aber eine unbegrenzte Genehmigung sollte die Regierung nicht auf seine Forderungen eingehen.

Der erzielte Kompromiss sieht nun vor, dass Hazare 15 Tage lang mit seinen Anhängern auf einem öffentlichen Gelände in Neu-Delhi aus Protest fasten darf.

Der in Indien seit Jahrzehnten bekannte Bürgerrechtler, der häufig mit Mahatma Gandhi verglichen wird, hatte bereits öfter mit ähnlichen Aktionen Aufsehen erregt, zuletzt im vergangenen April.

Immunität für Premier

Mit seinem Protest will Hazare ein strikteres Anti-Korruptions-Gesetz durchsetzen als jenes, das die Regierung Anfang des Monats präsentiert hatte. Hazare ist es vor allem ein Dorn im Auge, dass für Ministerpräsident Manmohan Singh und hohe Justizbeamte in Sachen Korruptionsgesetz Immunität gelten soll. (gian/DER STANDARD, Printausgabe, 19.8.2011)