"Bitte stülpen Sie die Sauerstoffmasken über Ihr Gesicht und legen die Schwimmwesten an, die sich unter Ihrem Sitz befinden" - da hört man gar nicht mehr hin. Wäre eine nette Abwechslung, wenn die Flugbegleiterin sagt: "Bitte beachten Sie es gar nicht, wenn ein Koloss von französischem Filmstar gerade in den Mittelgang pieselt".

Gérard Depardieu, der immer mehr wirkt, als probe er gerade für eine Dramatisierung von Rabelais' Gargantua und Pantagruel, hat seinem Drang freien Lauf gelassen, als die Flugsicherheit den Weg zur Toilette nicht zuließ. Die Maschine war kurz vor dem Start, und statt die Stewardess beiseitezufegen, was ihm zweifellos möglich gewesen wäre, begnügte er sich damit, friedlich auf den Spannteppich zu pischen.

Interessant die Reaktion des Publikums. Anscheinend blieben alle ruhig, auch als der Flug wegen Aufwischarbeiten zwei Stunden Verspätung hatte. "Alle verhielten sich ruhig, es lief höflich ab", sagte eine Augenzeugin. Waren sie eingeschüchtert von der Prominenz, vielleicht auch von den Dimensionen des Obelix-Darstellers? In den USA wäre Depardieu wohl von einem Antiterrorkommando niedergeknallt worden, in Deutschland hätten mehrere Passagiere die Fluglinie geklagt, in einem österreichischen Charterflieger hätten sie vermutlich applaudiert. Fliegen kann heutzutage so mühsam sein - die Franzosen zeigen uns die richtige Haltung. (rau, DER STANDARD-Printausgabe, 19.8.2011)