Das neue Tanzzentrum in Bleiburg ist nach Johannes Kresnik (hier bei Proben zum Jura-Soyfer-Stück) benannt.

Foto: Haderlap

Bleiburg - Mit der Kärntner Tanzwüste ist jetzt Schluss. Mit der "Langen Nacht des Tanzes" in Bleiburg wurde so etwas wie eine Wiederauferstehungsfeier des Tanzes gefeiert. In den letzten zwanzig Jahren bestand die Tanzszene jenseits der jüngsten kontinuierlichen Arbeit (seit 2008) der einzigen Kompagnie des Landes, des Netzwerks AKS, vor allem aus Gastspielen.

Die Lange Nacht des Tanzes am Freitag war zugleich das Eröffnungsfest des im Untertitel auch nach Johann Kresnik benannten und neu begründeten Center for Choreography Bleiburg/Pliberk (CCB), einer einzigartigen Plattform für zeitgenössischen Tanz mit gesellschaftskritischer Ausrichtung. Alles, was der Ort als Bühne hergibt, wurde betanzt: Brunnen, Passagen, ein Museum, ein Skulpturengarten, Brücken und so weiter. "Nicht nur an den geschützten Plätzen wird gespielt", so Regisseurin und Konzeptverantwortliche Katrin Ackerl-Konstantin, auch Mitverantwortliche für das Festival Spectrum in Villach.

Die Idee zu dieser Langen Nacht des Tanzes stammt von Andrea Hein, das Geschehen wurde von Zdravko Haderlap (einst Tanztheater Ikarus) koordiniert. Womit schon zwei Verantwortliche des CCB sichtbar werden, die in den letzten Jahren Aufbauarbeit geleistet haben.

Warum Bleiburg? In dem Grenzstädtchen gab es vor fast genau zwei Jahren die Initialzündung für das CCB, als Regisseur und Choreograf Johann Kresnik (sein Name trägt auch das slowenische Wort für Funke in sich) sein spezifisches Tanztheater hier mit der Inszenierung auf uns kommt es an nach Jura Soyfer auf die Bühne stellte: mit Profis und vielen heimischen Kräften dazu. Gleich darauf folgte das Symposium "Ballett kann kämpfen - balet se zna boriti" zum Werk des hier beheimateten Kresnik. Weil man sich mit der Arbeit im Center for Choregraphy vor allem mit der Weiterentwicklung des Tanzes auch auf internationaler Ebene beschäftigen will, ist das CCB nicht allein nach Kresnik benannt.

Der Spielort von Kresniks Inszenierung war damals der "Kulturni dom", das "Kulturhaus". Es ist das von der Infrastruktur und von der Größe her zweitgrößte "Theater" in Kärnten. Und wenn es nach der Intention und den Vorarbeiten des CCB geht, wird es auch das regionale Zuhause des zeitgenössischen Tanzes.

Es geht dem künstlerischen Leitungsteam des CCB, Haderlap und Hein, um viel: um Tanz heute und morgen, um das Werk Johann Kresniks, um Eigenproduktionen, Gastspiele, Workshops, Residenzen, Symposien und Research, um Spartenübergreifendes und Vermittlungsprogramme. Und es geht vor allem um Kooperationen, für die sich schon starkes Interesse rührt, etwa in Pinkafeld bei Liz King, die zum Auftakt mit der Uraufführung von Duett vertreten war, in Gorizia, in Murska Sobota oder in Salzburg.

Die erste Eigenproduktion für das Jahr 2012 soll sich mit Kiki Kogelnik beschäftigen, die 1935 in Bleiburg geboren wurde (sie starb 1997 in Wien). (Isabella Pichler, DER STANDARD - Printausgabe, 20./21. August 2011)