London - Ein im Mittelpunkt der Abhöraffäre um die Boulevardzeitung "News of the World" stehender Privatdetektiv ist gerichtlich angewiesen worden, die Namen seiner Auftraggeber zu nennen. Dem Detektiv Glenn Mulcaire sei es nicht gelungen, gegen ein Urteil Berufung einzulegen, wonach er offenlegen muss, wer genau bei der Zeitung ihn beauftragt hat, teilte die Anwaltsfirma Schillings am Freitagabend in London mit. Der Detektiv habe dazu bis zum 31. August Zeit.

Mulcaire gilt als Schlüsselfigur in der Abhöraffäre, in der womöglich die Telefone tausender Menschen von Reportern der "News of the World" abgehört wurden. Seine Angaben könnten womöglich auch hochrangige Vertreter aus dem Medienkonzern von Rupert Murdoch in Schwierigkeiten bringen.

"Sehr wichtige Entwicklung"

Die Gerichtsentscheidung sei "eine sehr wichtige Entwicklung" in der Affäre, sagte Schillings-Anwalt John Kelly. Betroffen von dem Urteil sind den Angaben zufolge die Fälle des Models Elle McPherson, des PR-Beraters Max Clifford, des Fußball-Agenten Sky Andrew, des Politikers Simon Hughes sowie zweier Fußball-Funktionäre. In einem weiteren Fall des Schauspielers Steve Coogan, der im Februar in erster Instanz die Preisgabe des Auftraggebers zugesprochen bekam, läuft laut Schillings die Prüfung beim Berufungsgericht noch.

Mulcaire musste 2007 sechs Monate ins Gefängnis, weil er mit einem "News of the World"-Reporter Telefone von Mitarbeitern des Königshauses abgehört haben soll. Damals stellte die Murdoch-Zeitung dies als Einzelfall dar. Inzwischen ist aber klar, dass es zahllose Fälle gibt.

Journalisten der Boulevardzeitung sollen nicht nur Prominente abgehört und Polizisten bestochen, sondern auch Handy-Mailboxen der Angehörigen von getöteten Soldaten sowie eines entführten Mädchens geknackt haben. "News of the World" wurde inzwischen angesichts massiven öffentlichen Drucks eingestellt; mehr als ein Dutzend Mitarbeiter wurden mittlerweile wegen der Affäre festgenommen. (APA)