Bild nicht mehr verfügbar.

Andreas Ivanschitz sorgt für Mainzer Jubel...

Foto: Reuters/Bohlen

Bild nicht mehr verfügbar.

...den Christian Fuchs schlussendlich verstummen lässt.

Foto: Reuters/Bohlen

Mainz - Die heftig kritisierten Profis von DFB-Pokalsieger Schalke 04 haben sich drei Tage nach der Blamage im Play-off-Hinspiel zur Europa League bei HJK Helsinki (0:2) durch eine leidenschaftliche Aufholjagd rehabilitiert. Die Schalker erkämpften sich am 3. Bundesliga-Spieltag nach einem 0:2-Rückstand noch einen 4:2 (0:2)-Erfolg beim FSV Mainz 05. Hannover 96 verpasste durch ein 1:1 gegen Aufsteiger Hertha BSC im Abendspiel die Tabellenführung.

In Mainz trafen Andreas Ivanschitz (8.) und Elkin Soto (12.) zunächst für die Heimmannschaft, die zuvor saisonübergreifend fünf Siege in Folge eingefahren hatten. Der Niederländer Klaas-Jan Huntelaar (57.), Kapitän Benedikt Höwedes (64.), Joel Matip (82.) und der ÖFB-Teamspieler Christian Fuchs (90.) erzielten die Tore der Schalker. Julian Baumgartlinger stand bei Mainz nicht im Kader. Stürmerstar Raúl hatte kurz vor Anpfiff den Spekulationen um seine Zukunft ein Ende gemacht. "Ich bleibe definitiv auf Schalke und werde meinen Vertrag erfüllen", sagte der 34-Jährige, der im Sommer 2010 von Real Madrid nach Gelsenkirchen gewechselt war.

Hausherren machen den Anfang

Vor 34.000 Zuschauern in der ausverkauften neuen Mainzer Arena erwischten die Schalker den besseren Start. Das Team von Trainer Ralf Rangnick, der die angeschlagenen Höwedes und Kyriakos Papadopoulos von Beginn an auflaufen ließ, bestimmte die ersten Minuten. Mit der Herrlichkeit der Schalker war allerdings schon nach acht Minuten vorbei. Die Mainzer nutzten ihre erste Möglichkeit zur Führung. Nach einem Freistoß von Zoltán Stieber war Andreas Ivanschitz zur Stelle und erzielte sein erstes Saisontor. 

Das Team von Trainer Thomas Tuchel, der zuvor alle vier Duelle gegen Rangnick für sich entschieden hatte, spielte nach der Führung wie aufgedreht und legte wenige Minuten nach dem ersten Treffer das zweite Tor nach. Schalkes Torwart Ralf Fährmann patzte bei einem Schuss von Sami Allagui, der Kolumbianer Soto brachte den Abpraller im Tor unter.

Die Schalker, bei denen Stürmer Jefferson Farfan nach über sechswöchiger Pause wieder auf der Ersatzbank saß, wurden in dieser Phase nahezu überrannt. Ivanschitz vergab die Chance zum dritten Treffer (15.). Erst Mitte der ersten Hälfte konnten die Gäste, in deren Reihen die früheren Mainzer Lewis Holtby und Christian Fuchs standen, das Spiel wieder ausgeglichen gestalten. Dennoch blieben die Gastgeber das gefährlichere Team, Allagui vergab eine weitere gute Möglichkeit kurz vor der Pause (44.).

Knappen Comeback

Nach dem Seitenwechsel kamen die Schalker mit mehr Elan aus der Kabine. Raúl setzt mit seinem Kopfball ein erstes Ausrufezeichen (47.). Die offensivere Ausrichtung der Gäste, bei denen Farfan und Julian Draxler zu Beginn des zweiten Durchgangs in die Partie kamen, bot den Mainzern Platz für schnelle Gegenstöße. Der eingewechselte Eric Maxim Choupo-Moting vergab die beste Chance in dieser Phase (54.).

Besser machte es Huntelaar nach guter Vorarbeit von Holtby und Raúl auf der Gegenseite. Der niederländische Nationalstürmer hatte aus kurzer Distanz allerdings auch kaum Mühe. Der Anschlusstreffer beflügelte die Gäste, die auf den Ausgleich drängten. Den hätte fast der Mainzer Marco Caligiuri durch eine missglückte Kopfball-Rückgabe besorgt (63.). Die daraus entstandene Ecke nutzte Höwedes per Kopf. Matip vollendete schließlich nach einer Unkonzentriertheit der FSV-Abwehr zum 3:2. Den Schlusspunkt setzte dann ausgerechnet Christian Fuch, der aus einem Freistoß zum 4:2-Schlusspunkt traf. Fuchs, der bei jeder Ballberührung vom Mainzer Publikum ausgepfiffen wurde, verzichtete auf den Torjubel. 

Hannover fühlte sich um Sieg betrogen

Am Ende fühlten sich die Europapokal-Helden von Hannover 96 um den verdienten Sieg und die erste Tabellenführung seit 1969 betrogen. Wild gestikulierend redete Trainer Mirko Slomka nach dem Abpfiff auf Schiedrichter Robert Hartmann ein, der den Treffer der Niedersachsen zum möglichen Heimerfolg in der 89. Minute wegen eines angeblichen Foulspiels nicht anerkannt hatte. "Ich kann kein Foul sehen, da kann ich mir das noch sechsmal anschauen", klagte auch Sportdirektor Jörg Schmadtke nach dem 1:1 (1:0) gegen Aufsteiger Hertha BSC Berlin.

Und selbst Gäste-Coach Markus Babbel gab nach dem Abpfiff zu: "Wenn ich mir die Fernsehbilder anschaue, können wir froh sein, dass wir kein Gegentor bekommen haben." Genützt hat es am Ende den Gastgebern nur wenig. Unter dem Strich stand ein bitterer Verlust von zwei Punkten, nach dem die 96er punktgleich mit Spitzenreiter FSV Mainz 05 den zweiten Platz belegen.

"Der Schiedsrichter hat mir gesagt, dass der Assistent ein Foul von Didier Ya Konan signalisiert hat. Ich kann das nicht nachvollziehen. Aber das können wir nun nicht mehr ändern. Wir haben nun nach drei Spieltagen sieben Punkte, das ist auch in Ordnung", sagte Slomka.

Sergio Pinto hatte seine Mannschaft in einer intensiven, aber nicht hochklassigen Partie, mit einem direkt verwandelten Freistoß (33.) in Führung gebracht, bevor Joker Pierre-Michel Lasogga (83.) den verdienten Ausgleich für die Gäste erzielte, die ihren zweiten Saisonpunkt verbuchen konnten. "Wir haben zu Beginn zu viel Angst gehabt, haben hinten zwar gut gestanden, aber zu wenig Druck nach vorn aufgebaut. Das haben wir in der zweiten Halbzeit viel besser gemacht", resümierte Babbel.

Fehlende Ideen

Drei Tage nach der starken Leistung im Qualifikations-Hinspiel zur Europa League gegen den FC Sevilla (2:1) blieb Hannover lange blass. Dem Team steckte die kräftezehrende Partie gegen den spanischen Topklub sichtlich in den Knochen. Vom schnellen Umschalten und direktem Passspiel, der großen Stärke der 96er, war vor 41.200 Zuschauern zunächst nicht viel zu sehen. Zudem mangelte es an Ideen, um die Defensive der Berliner zu knacken.

Bezeichnenderweise war es eine Standardsituation, die zum 1:0 führte. Pinto traf mit einem Freistoß-Aufsetzer aus 28 Meter. Bei dem Schuss präsentierte sich die nachlässig postierte Berliner Mauer löchrig - und so machte Torhüter Thomas Kraft keine gute Figur. Auch seine Mannschaftskollegen blieben vieles schuldig, besonders die nötige Aggressivität. Die Hertha beschränkte sich Konter und deutete Torgefahr lange nur an.

Mit zunehmender Spieldauer bekamen die Hausherren, bei denen Emanuel Pogatetz durchspielte, das Spiel immer mehr unter Kontrolle. Außerdem machte sich die Hereinnahme von Ya Konan bezahlt. Der Ivorer kam in der 60. Minute für Mohammed Abdellaoue und sorgte mit seinen Positionswechseln für Verwirrung in der Berliner Abwehr.

Die erste große Chance zum 2:0 vergab aber Manuel Schmiedebach. Der defensive Mittelfeldspieler fasste sich in der 67. Minute ein Herz und schlenzte einen Weitschuss nur ganz knapp am Tor vorbei. Nur zwei Minuten später köpfte der kurz zuvor eingewechselte Christian Pander freistehend am Tor vorbei. Außerdem vergab Moritz Stoppelkamp noch eine gute Chance, aber sein Versuch war einfach zu ungenau. In der Schlussphase wollte Hannover das Spiel nur noch kontrollieren, 96 ging kein Risiko mehr ein, was Hertha zum Ausgleich nutzte. (sid/red)