Bild nicht mehr verfügbar.

Johannessons Ziel? "Gute Spiele, gute Ergebnisse."

Foto: APA/ Schlager

Wien - "Das war einfach für mich." Patrékur "Patti" Johannesson hat nicht lange nachdenken müssen, als das Angebot kam. Der 39-jährige Handballtrainer hat zuletzt den TV Emsdetten betreut, der sich über Platz drei in der zweiten deutschen Liga freute, viel mehr haben die Emsdettener nicht vor. Weniger gefreut haben sich Johannessons Frau und die drei Söhne. Emsdetten in Westfalen ist natürlich kein Kaff, hat 35. 600 Einwohner, 18 Schützenvereine, 15 Tierzucht- und Tierschutzvereine und die Galerie Münsterland zu bieten. Aber halt auch eine ungewohnte Umgebung, eine neue Sprache - die Familie wollte nur zurück nach Island.

Die Österreicher bestehen nicht darauf, dass ihr neuer Teamchef mit Sack und Kegel oder auch Kind und Pack nach Wien übersiedelt. Die Johannessons sind wieder in Island daheim, und Papa Patrékur geht solo auf Reisen, für den einen oder anderen Termin, für Spiele, Turniere, Trainingslager. "Ich werde", sagte er gestern bei seiner Präsentation durch den Handballbund (ÖHB), "sehr oft in Österreich sein und auch in Deutschland", wo schließlich etliche heimische Teamspieler als Legionäre tätig sind.

Auch Johannesson, der 243-mal für Island antrat (589 Tore) war lange in Deutschland aktiv, in Essen spielte er vor zehn Jahren gemeinsam mit Viktor Szilagyi, der nun Österreichs Teamkapitän ist. "Damals war Viktor sehr jung", sagt Johannesson, "aber ich hatte auch noch etwas mehr Haare." Er will Szilagyi bald kontaktieren, der spielt in seinen Überlegungen eine fixe Rolle. Im September und im November trifft sich das Team zu Trainingslehrgängen. Im Jänner 2012 steht die erste Quali-Phase zur WM 2013 an, Großbritannien und Israel sind die Gegner. Hernach würde im Playoff um ein WM-Ticket ein großes Kaliber drohen. Wahrscheinlicher ist die Qualifikation für die EM 2014, hier ist Österreich erstmals in Topf zwei gesetzt, das klingt vielversprechend, schließlich erreichen zwei Teams aus jeder Gruppe die Endrunde.

Dem ÖHB-Präsidenten Gerhard Hofbauer geht es um "Nachhaltigkeit", in diesem Kontext spricht er immer noch gerne vom neunten Platz bei der Heim-EM 2010. Damals war Dagur Sigurdsson der österreichische Teamchef, ihm folgte für kurze Zeit der glücklose Schwede Magnus Andersson. Sigurdsson und Johannesson sind gute Freunde, früher teilten sie, wenn Islands Team auf Reisen ging, ein Zimmer. Sigurdsson, der eine Zeitlang zweigleisig fuhr, kümmert sich jetzt ausschließlich um die Füchse Berlin. Und der ÖHB legt darauf Wert, dass sich der Teamchef voll aufs Team konzentriert. Ein Klub-Engagement nebenher ist Johannesson untersagt, auch seinen Job als Sportdirektor seiner Heimatstadt Garðabær legt er zurück. Emsdetten ist sowieso kein Thema mehr. (Fritz Neumann, DER STANDARD, Printausgabe, 23.8.2011)