Washington - Forscher berichten im Fachmagazin Science, dass Diamanten, die mit Magmaexplosionen aus mehr als 600 Kilometer Tiefe an die Oberfläche geschossen waren, Partikel von Lebensspuren enthielten. Die Wissenschafter folgern, dass der sogenannte Kohlenstoffkreislauf tiefer gehen muss als gedacht. (tasch)
Enzymmangel führt zu Darmentzündungen
London - Deutsche Forscher entdeckten, dass ein Mangel des Enzyms Caspase-8 eine entscheidende Rolle für die chronische Darmkrankheit Morbus Crohn spielt. Der Enzymmangel lässt Zellen der Darmwand vermehrt absterben und macht diese so durchlässig für Bakterien. Eine chronische Entzündung ist die Folge, wie die Mediziner im Fachblatt Nature schreiben. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 17./18.09.2011)
Neue These zur größten Umweltkatastrophe des Planeten
London - Vor 250 Millionen Jahren fand die größte Umweltkatastrophe des Planeten statt, die rund 90 Prozent des Lebens auf Erden auslöschte. Der Grund waren verheerende Vulkanausbrüche im heutigen Sibirien. Nun glauben Forscher zu wissen, warum die Eruptionen so tödlich waren: Wie sie in Nature schreiben, enthielt das Magma eine größere Menge recycelter Ozeankruste und war deshalb ungewöhnlich reich an den giftigen Gasen Kohlendioxid und Chlorwasserstoff. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 16.09.2011)
Abstract
Nature: Linking mantle plumes, large igneous provinces and environmental catastrophes
Neue Einblicke in das Innere der Sterne
London/Wien - Um das Innere der Sterne zu beobachten, gehen Astronomen vor wie Seismologen: Sie messen die Schwingungen, in die der Stern durch seine innere Dynamik die verschiedenen äußeren Schichten versetzt und so Energie nach außen transportiert. Dafür ist monatelange Beobachtung durch Satelliten und Teleskope nötig. Ein Durchbruch ist jetzt am Institut für Astronomie der Uni Wien gelungen: Die Dissertantin Victoria Antoci konnte an einem Stern erstmals gleichzeitig zwei Schwingungstypen nachweisen und berichtet darüber in "Nature".
Weltweit starker Anstieg bei Brustkrebsfällen
London/Wien - Die Zahl neuer Brustkrebs-Fälle ist binnen 30 Jahren weltweit um mehr als das Doppelte gestiegen, berichtet die britische Fachzeitschrift The Lancet. 1980 gab es noch etwa 640.000 Neuerkrankungen, drei Jahrzehnte später waren es schon 1,6 Millionen. (DER STANDARD, Printausgabe, 15. 9. 2011)
Höchste Selbstmordraten überraschend im Frühling
Wiener Forscher beobachteten ein erstaunliches, aber eindeutiges saisonales Muster bei Selbsttötungen. Die höchsten Selbstmordraten gibt es von März bis Mai, die niedrigsten von November bis Jänner, berichten Benjamin Vyssoki und Kollegen im Fachblatt Comprehensive Psychiatry nach der Auswertung von 16.673 Suiziden in Österreich im Zeitraum von 1996 bis 2006. (red/DER STANDARD, Printausgabe, 14.09.2011)
Eis in Arktis schrumpft auf geringste Ausdehnung
Bremen - Es war bereits vermutet worden, doch jetzt ist es buchstäblich offensichtlich: Das arktische Meereis schrumpfte in diesem Sommer auf ein neues Minimum, wie Forscher der Uni Bremen bestätigten. Die neue Negativmarke beträgt 4,24 Millionen Quadratkilometern. Damit ist das sommerliche Arktiseis seit 1972 um die Hälfte zurückgegangen.
Herbstzeitlose womöglich Quelle für Krebsmittel
London - Mediziner der britischen Uni in Bradford haben Colchicin, ein giftiges Alkaloid, das in Herbstzeitlosen und Krokussen vorkommt, so verändert, dass es bei Mäusen als Therapie gegen Krebs Erfolge zeigte, wie sie in Cancer Research berichten. Der modifizierte Wirkstoff griff nur mehr den Tumor an. (tasch, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13. September 2011)
Weiter Verwirrung um Tiroler Urologen
Innsbruck/Wien - Die seltsamen Vorkommnisse um den umstrittenen Innsbrucker Urologen Hannes Strasser, der wegen ethisch fragwürdiger Zelltherapie-Praktiken vor Gericht stand und (bis jetzt) überraschend von den meisten Vorwürfen freigesprochen wurde, gehen weiter. Die Firma Innovacell, an der er beteiligt war, will zwar nichts mehr mit ihm zu tun haben. Doch für die Med-Uni Innsbruck ist die Suspendierung des Urologen vonseiten der Disziplinarkommission des Wissenschaftsministeriums aufgehoben worden. An der Uni zeigt man sich damit "nicht zufrieden" und will Anfang nächster Woche Klarheit schaffen. (DER STANDARD, Printausgabe, 10./11. 9. 2011)
Top-Psychologe wegen Datenfälschung entlassen
Amsterdam - Der renommierte niederländische Sozialpsychologe Diederik Stapel (Uni Tilburg) steht vor dem Ende seiner Karriere. Der Forscher wurde von seiner Uni entlassen, nachdem er zugab, Daten gefälscht zu haben. Im April erst hatte Stapel mit einer in Science publizierten Studie für Aufsehen gesorgt, in der er behauptete, dass Menschen in ungeordneten Verhältnissen eher zu Vorurteilen neigen würden. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 09.09.2011)
Drei niederländische Unis planen Zusammenschluss
London/Wien - Die Uni von Leiden, die TU Delft und die Erasmus-Uni in Rotterdam liegen im aktuellen World University Ranking jeweils vor der besten österreichischen Uni (Plätze 88, 103 und 104 gegenüber Rang 156 der Uni Wien). Dennoch planen die drei rund 40 km voneinander entfernten Hochschulen einen Zusammenschluss, um besser mit dem stagnierenden Budget zurande zu kommen und die eigenen Stärken zu wahren, wie sie am Montag bekanntgaben. Vielleicht eine Anregung für Österreichs Unis, die eine besonders hohe Dichte und viele Mehrfachangebote aufweisen. (tasch)
Bachelorstudium Mode in Hetzendorf eingestellt
Linz/Wien - Seit 2006 gibt es an der Modeschule Wien in Hetzendorf ein Bachelorstudium - jetzt wird es eingestellt. Das in Kooperation mit der Kunst-Uni Linz durchgeführte Studium konnte die in ihn gesetzten Erwartungen nicht erfüllen: Weder wurde die Zielgruppe noch die erwartete Zahl an Studierenden erreicht. Diesen Herbst werden die letzten Studierenden aufgenommen, die gerade bestellte Professorin Ute Ploier wird sie für drei Jahre unterrichten. (hil/DER STANDARD, Printausgabe, 8. 9. 2011)
US-Chemiker bauen kleinsten Motor der Welt
Boston/Wien - So klein und schon ein elektrischer Motor: US-Chemiker um Charles Sykes von der Tufts Uni in Boston haben ein Mini-Motörchen entwickelt, das aus einem einzigen Molekül aus Schwefel-, Kohlenstoff- und Wasserstoffatomen besteht und 60.000 Mal kleiner ist als der Durchmesser eines Haars. Bisher funktioniert der Motor allerdings nur bei extrem tiefen Temperaturen, wie die Forscher im Fachblatt Nature Nanotechnology schreiben. Die Erfindung wurde bereits für das Guinness-Buch der Rekorde angemeldet. (tasch, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 6. September 2011)
>>> Abstract: Experimental demonstration of a single-molecule electric motor
Tasmanischer Tiger war eher kein Schafsmörder
Sydney - Diese Erkenntnis kommt leider zu spät: Der 1936 ausgestorbene Tasmanische Tiger wurde einst vom Menschen gejagt, weil er als Schafsmörder galt. Nun freilich haben Forscher im "Journal of Zoology" ermittelt, dass das Raubtier wahrscheinlich gar keine so großen Tiere fressen konnte, weil sein Kiefer dafür einfach zu schwach war.
Spuren von 30.000 Jahre alter Antibiotika-Resistenz
London - Antibiotika wie etwa Penizillin stammen aus der Natur. Und wie Forscher nun im Fachblatt "Nature" anhand von Analysen 30.000 Jahre alter Bakterien-DNA aus dem Yukon-Permafrost zeigen konnten, gab es schon damals Resistenz gegen Antibiotika. Was wiederum bedeutet, dass sich solche Resistenzen wohl nie aus der Welt schaffen lassen.
Abstract
Nature: "Antibiotic resistance is ancient"
(tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 3./4. 9. 2011)
Fortschritte auf dem Weg zum Quantencomputer
Innsbruck/Wien - Über zwei wichtige Schritte auf dem langen Weg zum Quantencomputer berichtet die neue Ausgabe des US-Wissenschaftsmagazins "Science" und seine Online-Version "Science Express". Zum einen gelang es US- und japanische Wissenschaftern, die Quantenversionen jener Komponenten herzustellen, die das Herz jedes herkömmlichen Computers bilden, nämlich Prozessor und Speicher. Physiker der Uni Innsbruck und des Instituts für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) wiederum schafften es zum anderen erstmalig, einen digitalen und damit universell einsetzbaren Quantensimulator zu realisieren. Damit kann im Prinzip jedes beliebige physikalische System effizient simuliert werden. Für die Programmierung verwenden die Physiker eine rudimentäre Programmiersprache die mittels Laserimpulsen umgesetzt wird. (DER STANDARD, Printausgabe, 2. 9. 2011)
Abstract
Science: "Universal Digital Quantum Simulation with Trapped Ions"
Gute Darmflora beeinflusst auch Hirn und Stimmung
Washington - Zumindest bei Mäusen wirken sich sogenannte probiotische Bakterien auch mildernd auf Stress, Angstzustände und Depressionen aus. Das ist das Fazit einer im Fachblatt PNAS veröffentlichten Studie, für die ein internationales Forscherteam Mäuse mit Milchsäurebakterien fütterte und untersuchte. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 01.09.2011)
Dickmacher I: Schokolade schützt gegen Herzinfarkt
Paris - Menschen, die sehr viel Schokolade naschen, haben ein um 37 Prozent niedrigeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen als diejenigen mit einem sehr niedrigen Konsum. Das Schlaganfallrisiko liege bei den Schoko-Liebhabern um 29 Prozent niedriger, schreiben Forscher von der Universität von Cambridge im British Medical Journal. Sie werteten in einer Studie die Daten von sieben Untersuchungen mit insgesamt mehr als 114.000 Teilnehmern aus. Verantwortlich für die gesundheitsfördernde Wirkung dürften Flavonoide sein: Die Pflanzenfarbstoffe binden zellschädigende freie Radikale. Vor exzessivem Naschen warnen die Forscher aber dennoch. (dpa)
Dickmacher II: Antibiotika fördern Fettsucht und Co
New York - Antibiotika können die Bakterienbesiedelung im Verdauungstrakt langfristig schädigen, warnt der Mikrobiologe Martin Blaser von der New York University Langone Medical Center im Editorial des Fachmagazins Nature. Zu häufige Antibiotika-Einnahme kann demnach für den Anstieg von Krankheiten wie Fettsucht, Diabetes Typ 1, Darmentzündungen sowie von Allergien und Asthma verantwortlich sein. Eine Einschränkung der Verschreibung an Kinder und Schwangere müsse in Erwägung gezogen werden, so Blaser. (kri, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30. August 2011)
Vitamin-A-Präparate können Kinderleben retten
London - In Entwicklungs- und Schwellenländern senkten Vitamin-A-Ergänzungsmittel die Kindersterblichkeit um 24 Prozent, ergab eine Studie von britischen und pakistanischen Forschern, die im "British Medical Journal" veröffentlicht wurde. Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation zufolge leiden weltweit 190 Millionen Kinder unter fünf Jahren an Vitamin-A-Mangel. Eine schnelle Versorgung mit einem Vitaminpräparat könnte das Leben von 600.000 Kindern pro Jahr retten, berichten die Forscher.
Zwischen 30 und 70 ist die Persönlichkeit ausgereift
Münster - Die Persönlichkeit eines Menschen ist einer Studie zufolge erst mit 30 Jahren weitgehend ausgereift. Diese häufige Erfahrung von Klassentreffen wird durch neue Erkenntnisse von Psychologen der Universitäten Münster, Mainz und Leipzig bestätigt. In einer Studie, die im "Journal of Personality and Social Psychology" erschienen ist, untersuchten sie, welchen Einfluss einschneidende Lebensereignisse von der Heirat bis zum letzten Arbeitstag auf Wesenszüge wie emotionale Stabilität, Extraversion, Offenheit oder Gewissenhaftigkeit haben. Demnach unterliegt die Persönlichkeit insbesondere bis zu einem Alter von 30 Jahren und ab einem Alter von 70 Jahren bedeutenden Veränderungen. (DER STANDARD, Printausgabe, 27./28. 8. 2011)
El Niño korreliert mit Bürgerkriegen in Tropen
London/Wien - In besonders warmen Jahren, die wiederum mit dem Klimaphänomen El Niño zusammenhängen, gibt es in bestimmten Tropenregionen doppelt so viele Bürgerkriege wie in kühleren Klimaphasen. US-Forscher hatten die Zahl der Konflikte zwischen 1950 und 2004 mit dem Auftreten von El Niño und seiner "kühlen Schwester" La Niña verglichen und fanden eindeutige statistische Zusammenhänge, wie sie in der heutigen Ausgabe der britischen Wissenschaftszeitschrift "Nature" schreiben. Der globale Klimazyklus - El Niño tritt alle zwei bis sieben Jahre auf - wirkt sich also anscheinend auch auf die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen ganzer Länder aus. (DER STANDARD, Printausgabe, 25. 8. 2011)
Abstract
Nature: "Civil conflicts are associated with the global climate"
Österreicher halten soziale Ungleichheit für zu groß
Österreicher sehen eine starke soziale Ungerechtigkeit in ihrem Land. Wie eine neue Studie des Instituts für Soziologie der Universität Graz zeigt, empfinden 90 Prozent der Befragten die Ungleichheit als zu groß - etwa was die Chancen auf eine gute Bildung, Krankenversorgung und ein angemessenes Einkommen betrifft. Vor allem die Kärntner sehen mit 50 Prozent Zustimmung einen Konflikt zwischen Arm und Reich, im Österreichschnitt sind es 32 Prozent. (APA)
Ehe und Scheidung beeinflussen das Gewicht
Männer werden nach der Scheidung häufig dicker. Frauen legen dagegen eher nach der Hochzeit an Gewicht zu. Dies gilt zumindest für über 30-Jährige, berichten Forscher der Universität Columbus in Ohio, die Daten von 10.000 repräsentativ ausgewählten US-Amerikanern seit 1979 analysiert haben. (dpa/DER STANDARD, Printausgabe, 24.08.2011)
Higgs-Teilchen-Hoffnung war wohl wieder verfrüht
Genf/Wien - Die Hoffnung der Teilchenphysiker am Large Hadron Collider (LHC) des Cern bei Genf, Hinweise auf den sogenannten Massebereich des Higgs-Bosons gefunden zu haben, dürften sich als verfrüht herausgestellt haben. Glaubten die Forscher noch vor wenigen Wochen, im Bereich von 140 bis 145 Gigaelektronenvolt (GeV) verheißungsvolle Signale entdeckt zu haben, so haben sich die wieder verflüchtigt, heißt es aus dem Cern. (tasch)
Gentests entlarven vermeintliche Öko-Fische
New York - Es ist nicht immer das drin, was draufsteht. Das zeigte sich einmal mehr nach Gen-Analysen von in den USA abgebotenem Schwarzem Seehecht mit Öko-Zertifikat. Wie US-Forscher im Fachblatt "Current Biology" berichten, stammen rund 15 Prozent des exklusiven südpazifischen Speisefischs nicht aus dem Meer um Südgeorgien, wo es noch relativ große Bestände gibt, sondern aus anderen, ökologisch bedenklicheren Fangregionen. Die Ergebnisse kamen für die Forscher "überraschend", seien aber auch nicht schockierend. (tasch)
Modifiziertes Ecstasy könnte Blutkrebs heilen
London - Die gefährliche Partydroge Ecstasy könnte in einer veränderten Form womöglich einmal als Mittel gegen verschiedene Blutkrebsformen wie dem Lymphom zum Einsatz kommen, berichten Forscher im Fachblatt "Investigational New Drugs". Sie hatten der Droge einige Molekülgruppen angehängt. Dadurch ließen sich im Laborversuch Blutkrebs-Zellen zerstören. Bis zu klinischen Tests ist es allerdings noch ein langer Weg. (tasch, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23. August 2011)