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Mochte früher Schinkenfleckerl: Saif al-Gaddafi.

Foto: EPA/Al Arabija

Ein Porträt über Saif al-Islam kann einem leicht zur Beschreibung einer multiplen Persönlichkeit geraten: Nur schwer ist der zweitälteste Sohn Muammar al-Gaddafis, geboren 1972, zu fassen.

Da ist der Haider-Freund Saif, Besitzer der Tiger Freddo und Barny, von dessen Balkon in Grinzing ein ukrainisches Callgirl fällt - und der treuherzig in einem News-Interview sagt, dass der Verzehr von Schinkenfleckerln beim Heurigen seine liebste Society-Beschäftigung sei. Und da ist Saif neun Jahre später, 2011, der in Interviews um islamistische Sympathien wirbt, mit islamischem Bart, den er auch bei seiner letzten "Rebellen sind Ratten"-Rede am Sonntag trägt. Schinkenfleckerln isst dieser Saif jedenfalls keine mehr.

Saif al-Islam (Schwert des Islam) al-Gaddafi galt einmal als Hoffnungsträger für eine friedliche Transition und Öffnung Libyens. "Umgedreht" habe man ihn, sagte 2001 ein Vertreter der Imadec Business School in Wien, wo Saif studierte und von wo er nach London weiterzog, um sein Doktorat - allerdings mit einer offenbar zweifelhaften Dissertation - zu machen. "Umgedreht" wurde er jedoch seitdem noch öfter - zuletzt von seinem Vater, dem er bedingungslos diente.

Vor nicht allzu langer Zeit schien Saif noch einiges an der Kritik, die gegen das System seines Vaters erhoben wurde, zu teilen. Ihn selbst griff er nie direkt an. Als er aber 2007 öffentlich sagte, dass jene bulgarischen Krankenschwestern, die jahrelang wegen absurder Aids-Einschleppvorwürfe in Libyen eingekerkert waren, gefoltert wurden, obwohl ihre Unschuld bekannt war, entlarvte er das ganze Regime als lügnerisch.

Kein Wunder, dass er seinem Vater einmal näher, einmal ferner stand: Der Filius war Gaddafi wohl nicht immer ganz geheuer (wie auch seine Tiger nicht). Öffentliches Amt bekleidete Saif keines, aber seine 1997 gegründete Gaddafi-Stiftung benützte er als politisches Instrument. Auch die Krankenschwestern-affäre führte er durch sie einer Lösung zu, sowie Geiselaffären und Entschädigungsforderungen aus dem alten terroristischen Erbe des Vaters, Stichwort Lockerbie oder Diskothek La Belle. Saif zahlte große Summen Geldes aus der Stiftung, als handle es sich um ein Trinkgeld aus der Portokasse.

Wie gesagt, das Bild bleibt trotz der vielen Geschichten verschwommen. Auch Frauen tauchen nur schemenhaft auf: wie etwa die israelische Schauspielerin Orly Weinerman, die ihm einmal nahegestanden sein soll. Oder auch nicht. (Gudrun Harrer, STANDARD-Printausgabe, 23.8.2011)