Wien - Der börsenotierte Faserhersteller Lenzing hat ein Rekordhalbjahr hingelegt und ist für das Gesamtjahr optimistisch gestimmt. Lenzing-Vorstand Peter Untersperger bestätigte am Dienstag den Ausblick für 2011, wobei er das erwartete EBITDA in der oberen Hälfte des ursprünglichen Ausblicks zwischen 470 und 500 Mio. Euro ansiedelte. Der Umsatz soll eine Bandbreite von 2,1 bis 2,2 Mrd. Euro erreichen, das Betriebsergebnis (EBIT) von 360 bis 390 Mio. Euro. Lenzing gilt als Anwärter für eine Aufnahme in den Leitindex ATX. Finanzchef Thomas Winkler zeigte sich zuversichtlich, dass es schon per Anfang September klappt. Alle Voraussetzungen seien erfüllt, meinte er.

Die Staatsschuldenkrise in der EU und in den USA trifft Lenzing kaum. Das oberösterreichische Unternehmen macht mehr als die Hälfte des Umsatzes in Asien, auch der türkische Markt sei sehr stark. "In Summe machen wir zwei Drittel des Geschäfts nicht in der EU und Amerika. Das reflektiert unsere Krisenresistenz", sagte Untersperger. Und selbst in Amerika laufe es für Lenzing gut.

Lenzing verdankt das Rekordhalbjahr einem Mix aus gestiegenen Preisen und Mengen sowie Konsolidierungseffekten aus dem Erwerb des Zellstoffwerks Biocel Paskov in Tschechien. Der Umsatz legte in den ersten sechs Monaten um fast ein Drittel auf 1,076 Mrd. Euro zu. Das operative Ergebnis (EBIT) hat sich auf 199,2 Mio. nach 108,0 Mio. Euro nahezu verdoppelt. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 145,3 nach 77,1 Mio. Euro. Das Ergebnis je Aktie hat sich auf 5,39 Euro fast verdoppelt. Ganz so rekordverdächtig wird es aber nicht weiter gehen, Finanzvorstand Winkler erwartet im zweiten Halbjahr eine Normalisierung der Geschäftsentwicklung.

Nachdem die Baumwollpreise im vierten Quartal 2010 und im ersten Quartal 2011 noch "durch die Wolken" gingen, habe sich der Hype nun normalisiert und konsolidiert, sagte Untersperger. In der Vergangenheit wurden Viskosefasern von Lenzing mit einem Aufschlag von 15 bis 20 Prozent gegenüber Baumwolle gehandelt. Baumwolle ist "das" Konkurrenzprodukt von Lenzing, im vergangenen Jahr profitierte der Faserhersteller von der weltweiten Baumwollknappheit. Mittlerweile liegen die Viskosefasern preislich nur noch 5 bis 7 Prozent über dem Baumwollpreis.

Der Ausbau der Werke laufe planmäßig. Lenzing wird die Kapazität bis 2015 auf über 1,1 Millionen Tonnen Fasern steigern. In dem Werk in Indonesien (Purwakarta) wurde der Bau der Linie 5 gestartet, die Inbetriebnahme ist für Ende 2012 vorgesehen. Allein in diesen Standort investiert Lenzing 130 Mio. Dollar (90,2 Mio. Euro). (APA)