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Die giftigen Nonylphenolethoxylate, die bei der Herstellung von Kleidung zum Einsatz kommen, finden sich auch in den fertigen Kleidungsstücken.

Foto: AP/ Elizabeth Dalziel

Wien - Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hatte Mitte Juli einen alarmierenden Bericht veröffentlicht, wonach durch die Produktion von Textilien giftige Chemikalien in Chinas Flüsse gelangen. Nun legte Greenpeace nach: Im zweiten Teil des Berichts "Schmutzige Wäsche" analysierte die Organisation Kleidungsstücke internationaler Marken aus 18 Ländern und zeigt, dass die Textilien auch nach dem Kauf noch Chemikalien enthalten. Greenpeace Konsumentensprecherin Claudia Sprinz: "Unsere Untersuchung zeigt, dass KonsumentInnen weltweit unwissentlich die schmutzige Wäsche großer Markenhersteller waschen und damit ihre heimischen Flüsse vergiften".

Für den aktuellen Bericht kaufte Greenpeace Kleidung und Schuhe von 15 verschiedenen Marken-Herstellern, darunter Adidas, H&M, Converse, GAP, Kappa, Lacoste, Nike, Puma und Ralph Lauren. In einer großangelegte Laboranalyse wurden T-Shirts, Jacken, Hosen, Unterwäsche und Schuhe, die in 13 Ländern hergestellt wurden, auf die Substanz Nonylphenolethoxylate (NPE) hin untersucht. Die als Tenside in der Textilproduktion großer Marken genutzten NPE wandeln sich durch Abbauprozesse in giftiges Nonylphenol (NP) um. Nonylphenol ist eine langlebige Chemikalie mit hormonell wirksamen Eigenschaften. Seit 2003 ist die Anwendung von NP und NPE in der EU weitgehend verboten, importierte Produkte betrifft diese Regelung allerdings nicht.

Zwei Drittel der Produkte belastet

Das Ergebnis der Textilanalyse: Auch in fertigen Kleidungsstücken und Schuhen sind diese giftige Substanzen noch vorhanden. In insgesamt 52 der insgesamt 78 analysierten Artikel war die problematische Substanz in höheren Mengen enthalten. Auch in zwei der vier in Österreich gekauften Textilprodukte - jeweils ein T-Shirt von Kappa und Nike - wurden erhöhte Mengen NPE gefunden. Von den untersuchten 15 Marken enthielt lediglich eine Marke (GAP) diese Chemikalie nicht. Werden NPE in einem Produkt gefunden, lässt sich daraus schließen, dass die Chemikalie während der Herstellung des Produktes eingesetzt wurde.

Die Konzentrationen an NPE, die in allen Artikeln ermittelt wurden, stellen laut Greenpeace kein unmittelbares Gesundheitsrisiko für die Träger der Kleidung dar. Durch den Kauf dieser Kleidung tragen Verbraucher aber unwissentlich zur Abwasserbelastung bei. Denn durch das Waschen dieser Textilien gelangen die giftigen Substanzen in die Abwassersysteme, die auch moderne Kläranlagen nicht restlos herausfiltern können. Die langlebige und hormonell wirksame Substanz schadet Fischen und anderen Wasserlebewesen und erreicht durch die Anreicherung in der Nahrungskette auch den menschlichen Organismus.

Ziel ist für Greenpeace die Eliminierung der Verwendung und Freisetzung von gefährlichen Chemikalien in der Produktion. Während sich einige Marken nun engagieren, fehlt es den meisten immer noch an einer Verpflichtung zur Nichteinleitung von gefährlichen Chemikalien. So teilten Nike und Puma kürzlich mit, bis 2020 ohne gefährliche Chemikalien produzieren zu wollen. (urs, derStandard.at, 23.08.2011)