Neuherberg - Pflege durch Angehörige deckt achtzig Prozent der gesellschaftlichen Versorgungskosten von zu Hause lebenden Demenzkranken. Das zeigt eine gemeinsame Studie des Helmholtz Zentrums München und des Universitätsklinikums Erlangen. Die ökonomische Untersuchung ist als eines der Ergebnisse des IDA-Projekts in der Fachzeitschrift Value in Health erschienen.

Das Institut für Gesundheitsökonomie und Management im Gesundheitswesen (IGM) des Helmholtz Zentrums München hat gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Erlangen (Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie) eine Studie zur Verbesserung der Versorgung zu Hause lebender Demenzpatienten und der Angehörigen, die sie pflegen durchgeführt. Im Rahmen der Studie wurden auch die Kosten für die Pflege der Betroffenen ermittelt, wobei die von den Angehörigen geleistete Pflege nach marktüblichen Stundensätzen bewertet wurde. Nach den Berechnungen der Gesundheitsökonomin Larissa Schwarzkopf deckt der finanzielle Gegenwert der Angehörigenzeit etwa 80 Prozent des gesamten Versorgungsaufwands ab und ist bei Patienten im fortgeschrittenen Krankheitsstadium fast doppelt so hoch wie im frühen Stadium.

Finanzierung neuer Versorgungsangebote

„Der demografische Wandel und kleiner werdende Familien werden dazu führen, dass die meisten Demenzpatienten nicht mehr von Angehörigen im häuslichen Umfeld gepflegt werden können, sondern auf professionelle Hilfe angewiesen sein werden", so Rolf Holle, Leiter der Arbeitsgruppe für Ökonomische Evaluation am IGM. „Diese Entwicklung stellt unser Sozialversicherungssystem vor eine große Herausforderung. Um die pflegerische Versorgung von Demenzpatienten im häuslichen Umfeld auch weiterhin gewährleisten zu können, ist die Entwicklung und Finanzierung neuer Versorgungsangebote erforderlich."

Derzeit leiden in Deutschland in etwa 1,2 Millionen Menschen über 65 Jahren an Demenz, das entspricht 7% dieser Altersgruppe. Mit zunehmendem Lebensalter steigt das Risiko einer Demenzerkrankung. Durch den demografischen Wandel wird daher die Zahl der Demenzkranken in Deutschland bis 2050 voraussichtlich auf das Doppelte ansteigen. (red)