Islamabad - Nach schweren ethnischen und politischen Unruhen in Karachi mit mehr als 100 Toten hat ein Streik die größte Stadt Pakistans weitestgehend lahmgelegt. Nach dem Aufruf der mächtigen Partei Muttahida Qaumi Movement (MQM) blieben Geschäfte und Bildungseinrichtungen in der Wirtschaftsmetropole am Dienstag geschlossen. Der öffentliche Nahverkehr kam fast zum Stillstand. Die MQM gab als Grund an, die meisten Opfer der jüngsten Welle der Gewalt seien ihre Anhänger gewesen. Beobachter bezweifelten das aber.

Ein Polizeisprecher namens Amir Farooqi sagte am Dienstag, die Zahl der Toten seit Beginn der jüngsten Unruhen am Mittwoch vergangener Woche sei auf 106 gestiegen. 13 Menschen seien am Montag ums Leben gekommen. Unbekannte hatten am vergangenen Mittwoch einen früheren Abgeordneten der regierenden Volkspartei PPP erschossen und damit die jüngste Welle der Gewalt in der Hauptstadt der Provinz Sindh ausgelöst. Zwar bekannte sich niemand zu der Tat, verdächtigt wurden aber Anhänger der in Karachi mit der PPP rivalisierenden MQM.

Gewalt zwischen ethnischen Gruppierungen, hinter denen oft kriminelle Banden und politische Parteien stehen, haben in Karachi seit Jahresbeginn nach Angaben des privaten Edhi-Rettungsdienstes mehr als 1450 Menschen das Leben gekostet. Die MQM vertritt in der 18-Millionen-Metropole die Urdu-sprachige Minderheit, die nach der Gründung Pakistans 1947 von Indien zugewandert war.

Auch zwischen Anhängern der MQM und Angehörigen der Volksgruppe der Paschtunen - die sich vor allem in der Awami National Party (ANP) sammeln - kommt es in Karachi immer wieder zu Zusammenstößen. Anhänger der MQM liefern sich außerdem Kämpfe mit denen einer Splittergruppierung, der MQM-H. (APA)