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Kennzeichen, um nicht irrtümlich erschossen zu werden.

Foto: Reuters/Hackett

Oh nein!! Der Strom im Rixos ist wieder weg. Wir werden zurückgeschubst in Dunkelheit und Unbehagen", twitterte CNN-Reporter Matthew Chance am Dienstag aus Tripolis. Zusammen mit etwa 35 anderen Journalisten aus der ganzen Welt sitzt er in dem Nobelhotel fest. War es ihnen in den letzten Monaten noch erlaubt, in Begleitung und je nach Laune von Gaddafis Sprecher Mussa Ibrahim die Anlage zu verlassen, versperren ihnen seit Sonntag bewaffnete Männer in der Hotellobby den Weg.

Rund um das Hotel wird gekämpft, raus dürfen die Journalisten nicht mehr. Bis auf den kleinen Ausflug mit Saif al-Islam in der Nacht zum Dienstag harren sie hier aus. Abendessen in schusssicherer Weste, den Helm griffbereit auf der Bank, beschreibt Matthew Price von BBC die Situation. "Kontrollierte Panik im Rixos", twittert Chance. Wegen der stundenlangen Stromausfälle werden die Akkus der Laptops und Handys geschont. Internet kommt und geht, die Arbeit beschränkt sich auf das Nötigste.

Um nicht irrtümlich in die Schusslinie zu geraten, haben sie Bettlaken mit "TV" beschriftet, ebenso ihre Westen. Die Gefahr kommt nicht nur von außen: Mehrere Reporter berichten von Spionage. Ausdrucke privater E-Mails würden herumliegen, manch einer ist sich nicht sicher, ob sein Passwort geknackt wurde.

Am Dienstagnachmittag kommt es erneut zu Gefechten, die Reporter werden in den Keller geführt. Wenig später twittert Chance: "Bin früher ins Zimmer zurück: Tür ist aufgebrochen, meine Sachen sind durchwühlt."

Bis zum Einfall der Rebellen in Tripolis war das Rixos auch Hort der Gaddafi-Getreuen, die sich hier sicher gefühlt haben. Weil die Nato den Tod von Reportern vermeiden will, macht das Gerücht die Runde, Gaddafi könnte Journalisten als Schutzschild benutzen und sich selbst im Hotel verschanzen. (juh/DER STANDARD; Printausgabe, 24.8.2011)