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1,75 Millionen Jahre alter Schädelteil eines Homo erectus aus Dmanisi bei Tiflis, Georgien. Aktuelle Untersuchungen zeigten, dass der Hominide möglicherweise der erste Koch war.

Foto: REUTERS/David Mdzinarishvili

Nicht zuletzt wegen seines großen Gehirns hat der Mensch einen hohen Energieverbrauch. Würden wir uns so wie "normale" Menschenaffen und andere Primaten ernähren, dann ginge fast die Hälfte unserer Tage, nämlich 48 Prozent, damit drauf, Essen in uns hineinzustopfen. Im Normalfall sind es allerdings nur rund fünf Prozent des Tages, die wir mit der Zufuhr von Nahrung verbringen.

Warum wir heute mit so kurzen Mahlzeiten auskommen, hat vor allem damit zu tun, dass wir viel Vorgekochtes oder auf andere Weise vorbereitetes Essen zu uns nehmen, das weniger lange gekaut werden muss und uns schneller mir mehr Energie versorgt. Wann aber hat die Entwicklung zu kürzeren Mahlzeiten im Laufe der Menschheitsgeschichte eingesetzt?

Dieser Frage gingen Forscher um Chris Organ von der Universität Harvard nach, indem sie Zahndaten, Körpergewicht und Erbgut von nichtmenschlichen Primaten, 14 ausgestorbenen Hominiden und dem modernen Menschen miteinander verglichen.

Bei den Untersuchungen wurde offensichtlich, dass der vor rund 1,9 Millionen Jahren entstandene Homo erectus ("Der aufgerichtete Mensch") im Vergleich zu anderen Primaten deutlich kleinere Backenzähne besaß.

Kochen verkleinert Molaren

Die Backenzähne, auch Molaren genannt, funktionieren wie Mühlsteine und zermahlen die Nahrung zu verdaulichen Stücken. Durch das Zubereiten der Nahrung mit Werkzeugen und durch die Hitze werden die Lebensmittel weicher und damit leichter essbar. Kleinere Backenzähne seien die logische Folge, so die Wissenschafter.

Das würde darauf hindeuten, dass sich in der Menschheitsgeschichte bereits vor etwa 1,9 Millionen Jahren eine Veränderung der Essgewohnheiten von roher, nicht erhitzter hin zu weicher und zubereiteter Nahrung vollzogen haben muss, argumentieren die Forscher in der aktuellen Ausgabe des US-Fachblatts PNAS. Das deckt sich mit einer These des kenianischen Richard Leakey, der bereits 1995 in seinem Buch The Origin of Humankind behauptete, dass Homo erectus die erste hominine Art war, die das Feuer benutzte. (Hominini sind die Angehörigen der Gattung Homo nach dem letzten gemeinsamen Vorfahren mit den Schimpansen.)

Neben kleineren Backenzähnen des Homo erectus weise laut Chris Organ und Kollegen auch ein geringes Darmvolumen darauf hin, dass der Menschenvorfahr Speisen zubereitet habe. (tasch, APADER STANDARD, Printausgabe, 24.08.2011)