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Rebellen verbrennen Fotos des libyschen Machthabers. Noch haben sie Gaddafi nicht gefasst.

Foto: Reuters/Marcos Brindicci

In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch wurde die Residenz des libyschen Machthabers Muammar al Gaddafi von den Rebellen eingenommen. Über den Aufenthaltsort des Diktators gibt es bisher jedoch nur Vermutungen.

Gaddafi selbst gab in einer Audiobotschaft an, sich noch immer in der libyschen Hauptstadt aufzuhalten. „Ich gehe unerkannt spazieren, ohne dass die Menschen mich sehen", sagte Gaddafi in der am Mittwoch von dem in Syrien ansässigen Sender Arrai ausgestrahlten Botschaft. Obwohl die Stadt „nicht in Gefahr sei", forderte Gaddafi die Einwohner von Tripolis auf, die Stadt „von den Ratten zu säubern". Er werde bis zum "Märtyrertod oder Sieg" kämpfen. Dienstagabend hatte Gaddafi noch erklärt, seine Residenz Bab el Aziziya aus "taktischen Gründen" verlassen zu haben. Der Komplex war durch die Nato-Bombardements in den vergangenen Wochen stark beschädigt worden.

Die Angaben Gaddafis decken sich mit den Vermutungen vieler Aufständischer. So sagte etwa der Rebellensprecher Ahmed Bani dem TV-Sender Al-Jazeera, dass sich der libysche Diktator wahrscheinlich in einem weit verzweigten Bunkersystem unter der Stadt verstecken würde. Der Name der Gaddafi-Residenz, Bab el Aziziya, bedeutet "herrliches Tor", das sechs Quadratkilometer große Gelände ist aber nicht allzu prunkvoll sondern eher funktionell eingerichtet. Die bis zu 30 Kilometer langen Tunnel- und Bunkersysteme könnten Gaddafi aktuell Zuflucht bieten. Sie verbinden ganze Stadtteile miteinander und verfügen angeblich über einen eigenen Zugang zum Meer. "Es wird eine ganze Weile dauern bis wir ihn gefunden haben", sind sich die Rebellen sicher.

Ob sich der selbsternannte libysche Revolutionsführer jedoch tatsächlich noch irgendwo in Tripolis aufhält, bleibt weiterhin unklar. Laut Informationen des Pentagons dürfte sich Gaddafi noch in Libyen befinden. Einige Rebellen gehen jedoch davon aus, dass sich Gaddafi mit seiner Familie nach Tunesien abgesetzt haben könnte. Als andere mögliche Zufluchtsorte Gaddafis werden seine Geburtsstadt Sirte und die Stadt Sebah im Westen von Libyen vermutet. Abdel-Salem Jalloud, einer der Anführer der Rebellen, gab dem TV-Sender Al Jazeera gegenüber an, dass sich der libysche Diktator auch außerhalb von Tripolis in Privathäusern, Moscheen und kleinen Pensionen versteckt halten könnte. 

Unterdessen kündigte die sandinistische Regierung Nicaraguas an, Gaddafi Asyl zu gewähren, falls dieser um Zuflucht bitten sollte. (apa/red, derstandard.at, 24.August2011)